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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 25 Juni 1707.
Hertzliebe Louise, mein intention war zwar, Eüch undt Amelise
durch monsieur Chasteauneuff einen großen brieff zu schreiben undt
dadurch wider zu ersetzen, waß ich schon lengst verseümbt, aber es
ist mir ohnmöglich; den die hitze ist so unaußsprechlich, daß ich
heütte schon 3 mahl von hembt geendert habe. Ahn ma tante habe
ich heütte morgen umb 6 geschriben, sonsten hette ich es nicht
thun können. Umb 7 bin ich wider ins bett undt habe biß 10
geschlaffen, darnach bin ich wider auffgestanden undt habe mich
ahngethan, umb in kirch zu gehen. Chasteauneuff wirdt Eüch sagen,
wie er mich in gutter gesundtheit dick undt vett verlaßen hatt.
Wo es mir möglich ist, werde ich Eüch morgen mitt der post
andtwortten; nun aber, da ich, wie man die flüße mahlt, gantz in vollem
waßer tropffe, kan ich nichts mehr sagen, alß wie ich von hertzen
bin undt biß in todt verbleibe, wie ich allezeit vor Eüch geweßen,
nehmblich ich behalte Eüch allezeit recht lieb.