[033]
A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Marly den 24 Julli 1707.
Hertzliebe Louisse, ob ich zwar heütte schon 7 brieff
geschrieben undt noch 4 zu schreiben habe, so kan ich doch nicht
unterlaßen, Eüch sehr vor die 2 medaillen zu dancken undt auch vor die
[034]
exacte relation von der fürstin von Zolern ihr festin. So sachen
leße ich recht gern undt es erfrewet mich alß, wen man ma tante
lachen undt verenderung macht; dan es ist I. L. gesunder, alß
10 medecinen. Die schüßel, so die fürstin gekocht, war es kein
recht sawerkraut? Weißen kohl kene ich nicht, aber wie Ihr es
beschreibt, konte es nicht schlim sein; ich hette woll [gern] davon.
Es ist mir leydt, daß Ihr mir die andern schüßeln nicht auch
genent habt; den daß macht einem apetit. Vom confect da halte ich
nicht viel von, schocolatte undt cittronenbrey wer mein sach nicht;
ich eße keine confitturen mein leben, alß fleur d’orange en
compotte, sonst nichts. Wen man so einen gutten magen hatt wie ma
tante, hatt man sich deß eßen nicht zu schonnen; feygen seindt
aber ein wenig kalt im magen. Ich meinte, ma tante drüncke alß
bier undt kein gesotten waßer. Monsieur Fagon,
[1] des königs
docktor, findt, daß waßer mitt dem obst gesunder ist, alß wein; den es
macht daß obst nicht gehren im magen. Ich bin nun, gott lob,
wider gantz gesundt, aber nur zu zeitten blagt mich mein miltz. Ich
glaube, daß es auch ein erbstück von meiner fraw mutter ist, so
woll alß der husten. Ich habe die ehr, der königin in Denemarck
so nahe zu sein, daß es kein wunder were, wen sich simpathie
fünde. Es ist mir lieb, daß Ihr so content von dießer königin
seydt. Ich schiebe keine post mehr auff, wie Ihr segt, den sonsten
kompt ein teüffelgen darzwischen. Wen ich nicht schreiben kan, ist
es mir leyder, alß Eüch. Ihr macht mir da ein hauffen eloquente
complimenten, worauf ich wahrlich nicht andtwortten kan, undt wen
ich es könte, hette ich doch der zeit nicht. Macht nur keine
complimenten! so werde ich Ewere brieffe, liebe Louisse, allezeit gar
ahngenehm finden. Spart Ewer demut vor den himmel, aber macht
mir keine legende deßwegen daher! Villar
[2] ist nun zu Manheim,
also kein zeit mehr, von Schwaben zu reden. Adieu, hertzlieb
Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen, wünsche von grundt
der seelen, daß ma tante lange jahren noch in gutter gesundtheit
zubringen mögen, undt seydt versichert, daß ich Eüch von hertzen
lieb behalte!