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Brief vom 24. Juli 1707

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


372.


[033]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 24 Julli 1707.
Hertzliebe Louisse, ob ich zwar heütte schon 7 brieff geschrieben undt noch 4 zu schreiben habe, so kan ich doch nicht unterlaßen, Eüch sehr vor die 2 medaillen zu dancken undt auch vor die [034] exacte relation von der fürstin von Zolern ihr festin. So sachen leße ich recht gern undt es erfrewet mich alß, wen man ma tante lachen undt verenderung macht; dan es ist I. L. gesunder, alß 10 medecinen. Die schüßel, so die fürstin gekocht, war es kein recht sawerkraut? Weißen kohl kene ich nicht, aber wie Ihr es beschreibt, konte es nicht schlim sein; ich hette woll [gern] davon. Es ist mir leydt, daß Ihr mir die andern schüßeln nicht auch genent habt; den daß macht einem apetit. Vom confect da halte ich nicht viel von, schocolatte undt cittronenbrey wer mein sach nicht; ich eße keine confitturen mein leben, alß fleur d’orange en compotte, sonst nichts. Wen man so einen gutten magen hatt wie ma tante, hatt man sich deß eßen nicht zu schonnen; feygen seindt aber ein wenig kalt im magen. Ich meinte, ma tante drüncke alß bier undt kein gesotten waßer. Monsieur Fagon,[1] des königs docktor, findt, daß waßer mitt dem obst gesunder ist, alß wein; den es macht daß obst nicht gehren im magen. Ich bin nun, gott lob, wider gantz gesundt, aber nur zu zeitten blagt mich mein miltz. Ich glaube, daß es auch ein erbstück von meiner fraw mutter ist, so woll alß der husten. Ich habe die ehr, der königin in Denemarck so nahe zu sein, daß es kein wunder were, wen sich simpathie fünde. Es ist mir lieb, daß Ihr so content von dießer königin seydt. Ich schiebe keine post mehr auff, wie Ihr segt, den sonsten kompt ein teüffelgen darzwischen. Wen ich nicht schreiben kan, ist es mir leyder, alß Eüch. Ihr macht mir da ein hauffen eloquente complimenten, worauf ich wahrlich nicht andtwortten kan, undt wen ich es könte, hette ich doch der zeit nicht. Macht nur keine complimenten! so werde ich Ewere brieffe, liebe Louisse, allezeit gar ahngenehm finden. Spart Ewer demut vor den himmel, aber macht mir keine legende deßwegen daher! Villar[2] ist nun zu Manheim, also kein zeit mehr, von Schwaben zu reden. Adieu, hertzlieb Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen, wünsche von grundt der seelen, daß ma tante lange jahren noch in gutter gesundtheit zubringen mögen, undt seydt versichert, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 24. Juli 1707 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 33–34
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0372.html
Änderungsstand:
Tintenfass