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A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.
Meudon den 3 September 1708.
Hertzliebe Amelise, vergangen sambstag habe ich zu Marly
Ewer wehrtes schreiben vom 21 August zu recht entpfangen, aber
ohnmöglich sontags zu Versaille beantwortten [können] auß offt
widerholten ursachen. Nein, liebe Amelise, daß schreiben, worinen
Ihr mir berichtet, daß der junge Degenfeldt wider loß, habe ich
nicht entpfangen; ich habe es aber durch ma tante, daß
Churbayern ihn gleich wider zurückgeschickt hatt. Wo mir recht, so
ken ich den generaln Schulenberg, er ging hir durch nach Turin;
scheindt ein rechter gutter erlicher mensch zu sein. Ich wuste aber
nicht, daß er fraw undt kinder hatte. Wan man im krieg mitt
gesundten gliedern undt dem leben davon kompt, wie h. Max sohn,
ist nur gott zu dancken. Meindt Ihr, liebe Amelise, daß in der
armée nicht auch viel böße buben sein, so dießelbe inclination
haben wie die Frantzossen? Wen Ihr daß glaubt, betriegt Ihr Eüch
sehr. Die Englander seindt eben so arg undt machen es gar nicht
beßer. Ich muß auch lachen, daß Ihr meint, daß dieße sünde
nicht in Teütschlandt ist. Glaubt mir! sie können die kunst auch.
Wen Carlutz nicht geweßen were, hette der kleine printz von
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Eyßennach, so in Ungarn geblieben, den printzen von Wolffenbüttel
umb leben gebracht, welcher ihn forciren wolte, undt der printz
von Eyßennach wolte es nicht leyden. Carllutz hatt mir auch
verzehlt, daß gantz Ostereich von
[1] von solchen lastern ist. Untrew der
mäner wirdt vor nichts gehalten undt untrew der weiber wirdt
auch gemein in der weldt. Alles überig, so Ihr cittirt, seindt nur
menschliche schwachheitten, deren man nicht entgehen kan, weill
wir alle menschen sein. Wehren wir alle perfect, hetten wir
daß leyden Christi nicht von nöhten, daß ja unßere fehler
bedecken muß. Frolich gemüht haben stehet nicht allezeit bey unß,
der nachbar muß es auch wollen. Man verliehrt durch daß alter
ordinarie undt daß ist ein großer verlust. Hirin gleichen wir
einander nicht, daß Ihr gern blaudert; daß thue ich gar nicht gern,
bins gantz entwont in meiner einsambkeit. Nun wirdt woll baldt
daß beylager. Gott erhalte nur I. L. den hertzog von Zelle, daß
der nichts betrübtes drein bringt! Freylich haben wir abscheüliche
hitze hir außgestanden; allein daß heiße wetter ist mir, so dick
ich auch imer sein mag, viel gesundter, alß daß kalte wetter,
stehe es beßer auß. Hirmitt ist Ewer lieber brieff völlig
beantwortet, bleibt mir nichts mehr überig, alß Eüch zu versichern, liebe
Amelisse, daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte.