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A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Heydelberg.
Versaille den 17 November 1708.
Hertzliebe Amelise, vor etlichen tagen habe ich Ewer liebes
schreiben vom 6 dießes monts entpfangen undt umb Eüch zu
erweißen, daß es mein rechter ernst ist, alle woch zu schreiben, so
thue ich es heütte wider. Vergeßen werde ich Eüch mein leben
nicht; aber wen Ihr sehen soltet, wie viel ich zu schreiben habe
gehabt, so würdet Ihr wunder nehmen, daß ich so offt noch
geschrieben habe. Ich hoffe, daß wir nun baldt meinen sohn wider
hir haben werden; alßden spart es mir auch noch 3 brieff auffs
wenigst. Daß ich nicht böß auff Eüch war, war leicht zu wißen
auß zweyen ursachen, erstlich weillen Ihr mir nichts gethan, umb
böß zu werden, undt zum andern weillen ich gar nichts hatte
mercken laßen; den ich bin ja so natürlich, daß, wen ich daß
allergeringste gegen jemahndts habe, halte ich es gleich vor. Daß
freüllen von Ratsamshaussen hatt nichts, alß sich über die maßen zu
rühmen ahn Ihrer mutter undt mir auch aller gnaden undt
freündtschafft, so Ihr undt Louisse ihr bezeuget. Ewere schreiben werde
ich mein leben nicht müde werden, contrarie ich bin recht fro, wen
ich sie entpfange; den ich habe noch allezeit ein teütsches hertz
undt gemühte undt Ihr thut mir allezeit einen rechten gefahlen,
mir zu berichten, wie es in der gutten ehrlichen Pfaltz zugeht.
Glaubt also gar nicht, daß Ihr mir zu offt kommen könt! Der
mad. de Beuveron todt ist mir über die maßen zu hertzen gangen;
den ich bin persuadirt, daß sie mich lieb gehabt hatt. Sie hatte
meritten, gutten verstandt undt war mir trew undt daß findt man
selten hir. Ich habe noch eine gutte freündin bey [mir], so ich
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auch sehr liebe, welche voller meritten undt tugendten ist,
nehmblich meine dame d’atour, so mad. de Chasteautier
[1] heist. Ich
glaube, daß wir den jungen Veningen baldt hir werden haben, den
sein vatter, der jagermeister, hatt ein paß vor ihm begehrt. Seine
schwester ist wider nach hauß, wirdt aber zukünftigen frühling
widerkommen. Ich weiß I. L. dem churfürsten von Braunsweig
danck, daß er Eüch hatt nach Schwetzingen hollen laßen, undt bin
fro, daß ihm unßer vatterlandt so gutten humor geben undt nicht
zugeben, daß er in seinen truckenen humor geblieben. Man hatt
genung in Flandern zu thun, umb nicht ahn Teütschlandt zu
gedencken. Die rechte warheit zu bekenen, so findt, daß es eine
ellende sach umb den leidigen krieg ist, undt mögte schir sagen,
alß wie die gutte fraw von Harling s. alß pflegt zu thun, daß ich
deß kriegs so müde bin, alß wen ich ihn mitt löfflen gefreßen
hette. Es ist woll eine rechte schandt, daß Churpfaltz Eüch so
lang auffhelt. Solte der churfürst ernstlich befehlen, daß man Eüch
abfertiget, dorfften sie nicht so faul in der cantzeley sein. Es ist
mir leydt, daß Louisse noch mitt dem augenwehe geplagt ist. Daß
die Wilhelmel ohne abschidt weg ist, war die ursach, daß sie über
die erlaubte zeit geblieben war, welches man übel gefunden; drumb
hatt sie auff einen stutz wider weg gemüst. Es war ihr leydt
genung, war gar content undt hatt es, wie ich schon gesagt, gerümbt;
sie ist aber nicht herkommen, sondern hatt nur geschrieben. In
der tallie, womitt ich nun beladen bin, könte ich den burgweg
ohnmöglich mehr steigen. Ob Ihr zwar allein zu Heydelberg, werde
ich doch continuiren, Eüch alle woch einmahl zu schreiben, wie
auch nach Hanover ahn Louisse. Ma tante hatt geselschafft von
nohten. I. L. haben einen schlimmen husten gehabt, der mich sehr
in sorgen gesetzt hatte; es ist doch nun, gott lob, wider beßer.
Ihr habt woll recht, gern in der Pfaltz zu sein; alles ist gutt dar,
lufft, waßer, eßen undt drincken. Ich schwere, daß ich viel lieber
bey Eüch undt Louisse sein wolte, unßer leben mitt einander
zuzubringen, alß hir ahm hoff sein, aber ma tante wolte ich gern
alle jahr etliche monat auffwarten, meine kinder ein par mahl deß
jahrs sehen, würde gantz vergnügt so leben; den ich habe gantz
undt gar keine ambition, wolte nur ruhig leben. Hirmitt ist Ewer
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liebes schreiben, liebe Amelisse, völlig beantwortet, habe nur noch
zu sagen, daß ich Eüch bitte, Eüch keine gedancken mehr zu
machen , sondern fest zu glauben, daß ich Eüch undt Louisse von
hertzen lieb habe undt allezeit lieb behalten werde, so lang ich
lebe. Ich ambrassire Eüch beyde von hertzen.