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Brief vom 27. Juli 1709

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


431.


[117]

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Heydelberg.

Versaille den 27 Julli 1709.
Hertzliebe Louisse, ich bin recht in sorgen vor Ewere gesundtheit, nun ich seyder vergangenen mitwog Ewer unglück gewiß weiß.[1] Wen Ihr mir selber nicht schreiben könt, so last mir durch Ewer freüllen schreiben, wie es mitt Eüch ist undt ob von viellen weinen Ewere augen nicht wider schlim geworden sein! Meine hoffnung ist, daß, wie Ihr, liebe Louisse, gar gottsförchtig seydt, daß Ihr Eüch in gottes willen ergeben werdet undt insonderheit, da Ihr nicht zweyfflen könt, daß Amellisse im himmel ist, weillen sie ja so woll gelebt undt allezeit so gottsforchtig geweßen undt doch von einer großen marter abgekommen ist. Des menschen leben ist so kurtz, daß wir nur, so zu sagen, zu baldt zu denen kommen, die unß vorgangen sein. Ich habe Eüch letztmahl vergeßen zu sagen, daß ich vor Amelisse trawern werde, wie ich vor Ewere brüder undt vor Caroline leyder schon getrawert habe. Gott der allmächtige, liebe Louisse, wolle Eüch beystehen undt trösten! Ich verbleibe allezeit vor Eüch, wie ichs Eüch schon so offt versprochen habe.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 27. Juli 1709 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 117
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0431.html
Änderungsstand:
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