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Brief vom 6. Oktober 1709

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


441.


[132]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 6 October 1709.
Hertzlieb Louise, ich schreibe Eüch heütte, umb mein wordt zu halten, indem ich Eüch versprochen, alle sambstag zu schreiben. Ich kan Eüch heütte weder waß lustiges noch ahngenehmes sagen. Ich bin gantz gritlich. Man helt mir 6 paquetten von ma tante, unßer lieben churfürstin, auff, undt wen mir daß fehlt, kan ich nicht lustig sein. Zu dem so bin ich recht in sorgen; den ich habe heütte ein schreiben von mein tochter bekommen, ihr elstes printzgen hatt die kinderblattern sehr starck bekommen. Es ist woll schadt; den es war ein recht schön kindt. Seine zweytte schwester ist woll davon kommen, hatt nur zwey kinderblattern im gesicht gehabt, daß arme printzgen aber ist gantz voll im gesicht davon, fürcht also, daß er sehr verdorben wirdt werden. Zum 3ten so hört undt sicht man nichts, alß trawerige sachen; diß klagt seine verstorbene verwanten, so ihm krieg undt letzten schlagt umbkomen sein, dießes weindt über die, so in Mons eingespert sein; überal klagt man, daß man kein gelt hatt; geht man nach Paris, findt man leütte in den gaßen sterben. Diß alles macht trawerig, will derowegen heütte weitter nichts sagen, alß daß ich, in welchen standt ich auch sein mag, Eüch doch von hertzen lieb habe.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 6. Oktober 1709 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 132
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0441.html
Änderungsstand:
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