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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Marly den 6 October 1709.
Hertzlieb Louise, ich schreibe Eüch heütte, umb mein wordt
zu halten, indem ich Eüch versprochen, alle sambstag zu schreiben.
Ich kan Eüch heütte weder waß lustiges noch ahngenehmes sagen.
Ich bin gantz gritlich. Man helt mir 6 paquetten von ma tante,
unßer lieben churfürstin, auff, undt wen mir daß fehlt, kan ich
nicht lustig sein. Zu dem so bin ich recht in sorgen; den ich habe
heütte ein schreiben von mein tochter bekommen, ihr elstes
printzgen hatt die kinderblattern sehr starck bekommen. Es ist woll
schadt; den es war ein recht schön kindt. Seine zweytte schwester
ist woll davon kommen, hatt nur zwey kinderblattern im gesicht
gehabt, daß arme printzgen aber ist gantz voll im gesicht davon,
fürcht also, daß er sehr verdorben wirdt werden. Zum 3ten
so hört undt sicht man nichts, alß trawerige sachen; diß klagt
seine verstorbene verwanten, so ihm krieg undt letzten schlagt
umbkomen sein, dießes weindt über die, so in Mons eingespert
sein; überal klagt man, daß man kein gelt hatt; geht man nach
Paris, findt man leütte in den gaßen sterben. Diß alles macht
trawerig, will derowegen heütte weitter nichts sagen, alß daß ich,
in welchen standt ich auch sein mag, Eüch doch von hertzen lieb
habe.