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Versaille den 7 December 1709.
Hertzallerliebe Louise, vergangenen dinstag habe ich Ewer
schreiben vom 19 November zu recht entpfangen, dancke Eüch sehr,
daß Ihr so groß mittleyden mitt meinem husten vor mich gehabt
hatt. Der ist aber nun, gott lob, lengst vorbey, mögte aber bey
dießem frost woll wider kommen; den es frirt gar starck seyder
3 tagen, alle bassin von den brunen vor meine fenster seindt hart
zugefrohren, wirdt man gewiß morgen auff schridtschue gehen
können. Der husten ist mehr alß eine jahrliche kranckheit bey mir,
den ich bezahle dießen tribut woll 3 oder 4mahl in einem winter.
Etwaß, daß wunderlich ahn mir ist, ist, daß so baldt der
nordtwindt bläst, fange ich ahn, zu husten, solte es auch im vollen
sommer sein; kompt ein anderer windt, hört mein husten kurtz auff.
Sonsten bin ich gar nicht kräncklich undt ich glaube, daß ich so
gesundt bin, weillen ich mein leben kein remedium auß precotion
[genommen]; den ich sehe hir, alle die, so auß precotion burgiren
undt aderlaßen, seindt alle delicatter undt kräncklicher, alß ich.
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Die allmächtige fraw
[1] traut mir nicht, den sie hatt mir all ihr
leben zuwider gelebt. Zn meines herrn zeitten hatten seine
favoritten sie gewohnen, welche alß geförcht, ich mögte dem könig
klagen, wie sie meinen herrn s. plünterten undt mir viel zu leydt
thaten undt sonsten dolle leben führten. Drumb gewahnen sie
dieße mitt trawen, machten ihr bang, sagten, sie wüsten ihr leben
undt woltens, wo sie nicht vor ihnen sein würde, alles dem könig
sagen; den ich habe ihre treüung durch die dame selber, aber
nicht, über waß man sie getrewet, von sie selber erfahren undt
durch deß chevallier de Loraine freünde erfahren, waß sie gesagt
hatten. Also hatt sie mich all ihr leben verfolgt, traut mir also
kein haar, meint, ich seye so vindicaf,
[2] wie sie, welches ich doch
gar nicht bin; aber diß seindt die ursachen, warumb sie mich von
konig abhelt.
[3] Dazu hatt sich noch eine andere ursach
geschlagen, nehmblich die liebe, so sie vor die duchesse de Bourgogne
hatt, undt fürcht, weillen der könig gar keinen widerwillen gegen
mir hatt undt mein natürlicher humor I. M. nie mißfallen, so fürcht
sie, daß, wie sie woll weiß, daß ich den könig sehr respectire undt
liebe, also eher mich bey ihm attachiren könte in meinem alter,
alß eine junge printzes, wie die duchesse de Bourgogne ist, also
dieße bey dem könig außstechen konte. Derowegen muß sie mich
abhalten undt daß thut sie auch durch alle weiß undt wege undt
daß ist nicht zu endern; bedinten, noch raports thun hirin nichts,
wie Ihr selber leicht urtheillen könt, liebe Louisse, weillen es
gantz ein andere sach ist. Daß ist alles, waß ich vor
dießmahl auff dießem text sagen werde, komme jetzt auff die reiß von
der Ghör, höre recht mitt freüden, daß unßere liebe churfürstin
sie so glücklich undt woll volbracht undt ohne mühe; daß ist ein
zeichen, daß I. L. noch viel starcke haben. Ich lehne mich auch
nie in der kutsch ahn; ahnlehnen fatigirt mehr, man fühlt alle
chocs mehr, wan man sich ahnlehnt, alß wen man sich strack helt.
Es wundert [mich], daß ma tante 2 herrn söhn nicht die reiße
mitt I. L. gethan haben undt vorher apart weg sein. Haben sie
vielleicht die post zu pferdt gerendt, daß sie eher ahnkommen sein?
Monsieur Bullaw ist lang genung hoffmarchalck geweßen, umb zu
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wißen, waß woll tractiren ist. Ich weiß gar woll, waß Eüch übel
gemacht hatt, liebe Louisse! Eine erschreckliche lange betrübtnuß,
lange fatiguen, so Ihr bey Amelisse s. krancheit außgestanden,
worauff die reiß nach Hannover gefolgt, daß hatt Eüch abgematt
undt verursachet, daß Ihr Eüch durch daß lange fahren übel
gefunden habt; diß ist keine hexerey, sonder gar naturlich. Mein
miltz würde eine solche fahrt woll bekommen, aber meines sohns
gemahlin ist so grob schwanger, daß ich mich nicht ein augenblick
endtfernen kan. Ich fürchte, wir werden nur ein medgen
bekommen, den die duchesse d’Orlean ist immer kranck. Biß mitwog trit
sie in ihrem 10 mont, kan also nicht viel weitter gehen. Wolte
gott, sie konte unß wider einen buben geben, wie der ist, so sie
schon hatt! Es ist gar ein artig kindt, ich habe es lieber, alß die
3 medger mitt einander. Über 8 tagen werde ich vielleicht sagen
können, waß kommen wirdt sein. Ich wünsche, daß, wie Ihr noch
jung seydt, daß Ewere stärcke wider kommen wirdt undt Ihr mitt
der zeit daß hoffleben gewohnen werdet. Es ist mir leydt, liebe
Louisse, daß Eüch die augen noch so wehe thun, aber Ihr thut
woll, liebe Louisse, gleich auffhören zu schreiben, wen Ihr fühlt,
daß Eüch die augen spanen; den da ist kein vexirerey mitt, nichts
ist delicatter, alß daß aug. Wir haben vor dießmahl gar nichts
neües hir, muß also schließen undt nur versichern, daß ich Eüch
allezeit lieb behalte, liebe Louisse!