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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 4 Januari 1710.
Hertzliebe Louisse, dieße woche habe ich kein schreiben von
Eüch entpfangen, fürchte also, daß es übel mitt Ewern augen
bestehlt ist, welches mir von hertzen leydt ist. Von hir könte man
woll waß neües sagen, aber es lest sich nicht durch die post mitt
umbstanden verzehlen, muß es also vor ein andermahl sparen, es
geht meinem sohn ahn. Sonsten haben wir gar nichts neües hir.
Dießen abendt werden wir die neüe commedie haben vom jalous
desabusses,
[1] so ich vor 8 tagen ahn ma tante geschickt habe. Ich
werde Eüch über 8 tagen sagen, wie ich sie werde gefunden haben.
Da habe ich mein enckel in meiner cammer mitt 3 pagen undt 4
andere junge edelleütte; die machen mir ein solch geraß, daß ich
mein eygen wordt nicht hören kan. Drumb sage ich vor dießmahl
nichts mehr, alß daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.