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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 13 Mertz 1710.
Hertzliebe Louisse, Ewere handt ist selber so schön, daß, wen
nicht in Ewerm brieff stunde, daß es eine andere handt
geschrieben, were ich es warlich nicht gewar worden. Es ist mir von
hertzen leydt, daß Ewere augen wider schlim sein. Die freüde von
deß ducs Danjou gebuhrt ist leicht mitt mir zu theillen. Es ist nicht
von denen, so ungebärtig stellen macht. Waß liegt mir dran, waß
dießes printzen qualiteten sein mögen? Ehe er erwacksen wirdt
sein, werde ich lengst unter der erden geschart sein. Es were
beßer, zu wünschen, liebe Louise, daß die, so gantz erwacksen sein,
gantz gerecht werden mögten undt gutt. Unßere liebe churfürstin
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hatt mir die enderung von der post geschrieben. Ich halte Ewer
schreiben, liebe Louisse, gar nicht vor abgeschmackt undt habe sie
gern. Ich hoffe, daß nun ma tante wider schlaffen kan undt der
husten abnimbt, daß I. L. wider zunehmen werden. Zu Ewere
gutte wünsche vor ma tante sage ich von hertzen amen, wie Ihr
leicht gedencken könt. Der printzes von Wolffenbüttel todt jammert
mich von hertzen, aber von dem humor, wie der erbprintz ist, wirdt
er sich baldt mitt seinen pagen trösten, wie Eüch Carllutz s. wirdt
verzehlt haben, so einmahl spectateur von seinen verliebten humor
geweßen. Carllutz salvirte ihm daß leben; den er hatte sich eben
übel adressirt undt einen attaquirt, so nicht von dem humor war.
Wer bößes in der redoutte that, that es auch woll anderwerdts.
Ich bin nun schon so altt, alß mein fraw mutter s. war, wie I. G.
gestorben sein. Ich wünsche den todt nicht undt förchte ihn nicht,
ergebe mich in den willen gottes, waß ihn mitt mir zu machen
[gefällt]. Alleweill schlegt es 9, ich muß auffhören wider meinen
willen undt vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch von
hertzen lieb behalte.