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A mad. Louise, raugrafin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 20 Mertz 1710.
Hertzliebe Louisse, ich hoffe, daß das so gar schönne wetter
Ewere augen stercken wirdt undt hindern, daß nicht mehr flüße
drauff fallen mögen; aber habt acht, daß zu viellen schreiben Ewere
augen nicht zu viel aplicirt! Were hir im landt jemandts im hauß
kranck, were jederman weg. Mich verlangt, zu horen, ob nach
enderung deß monts niemandts erdapt wirdt worden sein; den
alßden weist es sich erst auß. Mein vetter, der junge printz von
Hessen Cassel, hatt woll groß recht, dieße heßliche kranckheit [zu]
scheüen, sie ist arger alß die pest; den in der pest stirbt man
geschwindt oder ist geschwindt courirt, aber die kinderblattern seindt
lang daß sie schmertzen undt man ist lang daß leben nicht sicher.
Ich bin bang, mein schönner vetter, so sie so gefürcht, wirdt sie
wider erdapt haben. Ich weiß leütte, so es 6 mahl gehabt haben.
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Sein feldtscherer hatt woll gethan (ich rede von meinen jüngsten
vettern), ihm waß gegen die einbildung einzugeben; sonsten aber
ist nichts beßer, dieße kranckheit zu verhütten, alß, wens einen
übel umbs hertz ist, einen trunk puren wein zu thun. Mein gott,
wie glücklich seindt die, so ihre brüder noch haben undt sie sehen
können, wen sie wollen! Dieße reflection ist zu betrübt, last unß
von waß anderst reden! Ich bin gantz betrübt, daß es kein
frieden. Die cleresey (ich glaube, so heist man, waß man hir le clerge
heist) hatt den konig gestern mitt einer schönnen harangen ein
artig pressent bracht, 27 taußendt millionen.
[1] Es ist woll schadt,
daß dießes nur vor den heßlichen krieg sein solle. Wen man die
comissairen hette horen wollen, hette man auch von meiner sach
gesprochen. Wen es bey mir gestanden were, hett ich gewiß den
accord von Franckfort eingangen, aber hir hatt eine fraw keine
macht, sie seye den von ihrem man geschieden; sonsten thut le
maistre de la communeauté alles undt Monsieur hatt es nie
erlauben wollen. Erstlich dorffte ich nur eine sach sagen, umb eine
abschlagige andtwort zu bekommen; daß kam aber nicht vom herrn,
sondern von die bursch, so umb ihn war. Ich wolte auch nicht,
daß man die sach nach Rom schickt, sondern daß es im reich solte
gericht [werden], aber Monsieur s. hatt nicht gewolt. Warumb
soltet Ihr ahm churfürsten zu Pfaltz renonciren, wen er Eüch
nichts zu geben hette? Es ist schimpflich, waß er ahn Eüch thut.
Wehre ich churfürst, thete ich Eüch gewiß keine schimpfliche
propossitionen, sondern wolte Eüch erweißen, daß ich Eüch recht lieb
habe.
Ich schreibe in großer eylle, den ich muß in commedie. Daß
ma tante offt übel außsicht, setzt mich recht in sorgen. Gott gebe,
daß es beßer mag werden!