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Brief vom 28. September 1710

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


493.


[203]
Versaille den 28 September 1710.
Hertzallerliebe Louise, ich bitte Eüch, liebe Louisse, endert Ewern schreibtag, damitt ich Eüch lenger entreteniren mag, alß ich sontags thun kan! Den sontags muß ich auch ahn mein dochter schreiben, daß macht mich allezeit eyllen. Sie ist nun in vollen freüden, weillen ihr schwager, der bischoff von Osnabrück, coadjoutter von Trier geworden ist. Es wer woll waß rares, wen ruhe in Englandt were; den so unruhige köpff seindt nicht in der welt, [204] alß wie in Engellandt.[1] Ihr habt groß recht, nauff zu unßer lieben churfürstin gegangen [zu] sein. Den daß ist essentiellement der hoffmeisterinen schuldigkeit, bey audientzen zu sein. Meine schreiben seindt ordinarie nur andtwortten auff die Ewerigen, also dörfft Ihr Eüch keine sorgen machen, nicht geantwortet zu haben. Es ist mir schon genung, daß Eüch meine brieffe ahngenehm sein. Es ist mir nicht leydt, daß ma tante nach Braunsweig oder Wolffenbüttel geht; den daß wetter ist schön undt warm undt I. L. werden lust undt verenderung dort haben, welches gutt vor daß leben undt gesundtheit ist. Ich weiß hertzog Anthon Ulrich recht danck, Eüch so hofflich eingeladen zu haben. Wer ist der Busch? Ist es Clamer Busch oder der junge Busch, so hir geweßen undt der fraw von Wey sohn ist? Ihr habt mir weder doll noch heßlich geschrieben. Wolte gott, ich könte so schon schreiben! Wir haben gar nichts neües hir. Es seindt viel damen kranck, aber weillen Ihr sie nicht kendt, sage ich Eüch nichts davon. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt behalte Eüch von hertzen lieb. Weillen ich I. L. den erbprintz von Wolffenbüttel kene undt Ihr woll dießen brieff dort entpfangen werdet, so bitte ich Eüch, I. L. glück von meinetwegen zu seinem heüraht zu wünschen undt mein compliment zu machen.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 28. September 1710 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 203–204
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0493.html
Änderungsstand:
Tintenfass