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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 23 October 1710.
Hertzallerliebe Louisse, ich habe lang kein schreiben von Eüch
entpfangen, 3 posten seindt vorbey, ohne daß ich nichts von Eüch
entpfangen. Es ist mir bang, die wolffenbüdelische reiße wirdt
Eüch vielleicht ahn den augen wider geschadt haben. Ich hatte
gehofft, Ihr würdet mir eine große relation geschrieben haben von
allen divertissementen von Wolffenbüttel; den Ihr wist woll, daß ich
Eüere relation gern habe, den Ihr schreibt recht woll. Von hir
kan ich Eüch nichts neües sagen, liebe Louisse! Ich bin [die]
gantz woch gehudelt geweßen, wie ein armer hundt, mitt hundert
verdrießliche sachen, bin noch gantz leünisch davon, es ist doch,
gott lob, seyder gestern zum endt. Es ist ein neüer secretarius
undt auch dabey intendant vom hauß, den ich habe ahnnehmen
müßen, deß verstorbenen register besehen, neüe ordonantz machen,
undt dieße charge, so nur einer besitzen kan, haben 45 gefordert;
daß ist eine lange plage gewest. Gott behütte, daß dergleichen offt
käme! Adieu, liebe Louise! Glaubt vest, daß ich Eüch allezeit
von hertzen lieb behalte!