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Versaille den 21 December 1710.
Hertzallerliebe Louise, ich weiß nicht, wie es kompt, daß Ihr
eine woch geweßen, ohne von meinen schreiben zu entpfangen; den
ich kan Eüch mitt warheit versichern, daß ich keine woche habe
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laßen vorbey gehen, ohne Eüch zu schreiben. Ich kan nicht
begreiffen, wo mein brieff muß hinkommen sein, es seye dan, daß es
ma tante gemacht hette wie Monsieur s.; der, wen er ein brieff vor
mich oder vor seine kinder bekam, druch
[1] er es offt 3 wochen im
sack. Ewerthalben ist es mir leydt, daß Ihr wider von der Göhr
weg gehet, aber ich hoffe doch, daß hinfüro die brieffe richtiger
gehen werden. Ich hatte gehofft, heütte briff von Hannover zu
bekommen, aber es ist nichts drauß worden, welches mir leydt
genung ist. Hir frirts noch gar nicht, es ist heütte ein abscheüllich
wetter, kalter starcker windt undt regen. Es wer mir leydt, wen
ma tante diß wetter zu ihrer rückreiß gehabt hette. Ich bilde mir
ein, daß Ewer camer sein muß zu Hannover, wo vor dießem ma
tante von Herfort
[2] logirte, undt daß die graffin Platten logirt, wo
vor dießem der marchalck Grobendorff
[3] war, auff der rechten handt,
wen man in den ersten hoff fahrt. Wen es ist, wo ich gedenke,
so habt Ihr zu endt Ewer apartement einen saal, worinen eine thür
ist, dadurch man geraht wider in die kirch gehen kan undt in die
trubune, wo die orgel ist. Ich liebe die campagne taußendtmahl
mehr, alß die stätte. Ihr werdt endtlich, wie ich sehe, auch lust
auff die jagt nehmen. Man gewohnts leicht, aber es ist bedrübt,
wen man nicht folgen kan; ich verliehre jetzt auch offt auß
consideration vor die pferde. Wen man im parq hir jagt, kompt man
weder über heyden noch äcker, aber wen man sonsten jagt, jagt
man über die äcker. Wirdt etwaß verdorben, bringen die bawern
die klag schrifftlich, es wirdt estimirt undt bezahlt. Zu
Fontainebleau findt man heyden undt felsen, aber die dörffer seindt nicht
gar weidt von einander. Daß man in braunsweigischen landt
reicher ist, alß in unßer Pfaltz, die so woll bewohnt, ist kein wunder,
liebe Louisse, weillen sie allezeit in ruhe undt frieden leben, die
arme Pfaltz aber so viel lange jahren allezeit daß theatre vom krig
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geweßen ist. Es hatt noch gar kein ahnsehen leyder vom frieden.
Ma tante wirdt Eüch sagen könig,
[4] wie unßer könig in Spanien
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auch schon einmahl wider über den graff von Starenberg
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triomphirt hatt. Ich muß noch ahn mein dochter schreiben, derowegen
geschwindt enden undt vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß
ich Eüch von hertzen ambrassire undt lieb behalte.
Ich bitt, schickt dießen briff nach Dressen.