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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 18 Januari 1711, umb 9 abendts.
Hertzallerliebe Louise, ich habe zu Marly Ewer liebes
schreiben vom 5 Januari [empfangen], aber ohnmoglich eher, alß nun,
beantwortten können, muß, weillen es gar spät, in großer eyll
reden. Ein sahl ist allezeit bey der schloßkirch geweßen, aber dem
folgten cammern, wo ma tante, die fraw abtißin von Herfort,
logirte. Monsieur undt madame Harling
[1] logirten zu meiner zeit
unter dem frawenzimer, nahe bey dem eßsahl, wo man aß, wen
frembte kammen, nahe bey der schwindelstige.
[2] Daß ist eine
abscheüliche ungemachlichkeit, seine cammer allemahl zu quittiren,
wen frembde kommen. Ich glaube, daß ich recht von der redoutte
judicirt habe, aber hiemitt habt Ihr Ewere wettung verlohren. Es
ist mir eben wie Eüch gangen, den gantzen tag habe ich leütte
gehabt. Adieu, liebe Louise! Es schlegt halb 10 undt vor 10 solte
ich noch 3 brieff schreiben. Adieu den! Ich ambrassire Eüch von
hertzen undt behalte Eüch von hertzen lieb.