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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.
Marly den 5 Julli 1711.
Hertzallerliebe Louisse, vergangenen donnerstag war es mir
ohnmöglich, auff Ewer liebes undt ahngenehmes schreiben vom
21 Juni zu antwortten. Ich hatte hundert interuptionen, war mir
woll von hertzen leydt; den ich versichere Eüch, liebe Louisse, daß
ich Eüch lieber wolte entretenirt haben, alß alle die, so mich ahn
schreiben verhindern
[1] haben, daß könt Ihr woll sicher undt gewiß
sein. Die vers von conte de Monceau
[2] habe ich nicht in Ewerm brieff
gefunden, müßen vergeßen worden sein. Ich bin ein nar undt weiß
nicht, waß ich sage. Die 3 wunder habe ich entpfangen undt
geleßen, sie wahren aber nicht in Ewerem paquet, sondern bey ma
tante brieff. Es ist war, daß ma tante mir die betrübte zeittung
von der fraw landtgräffin von Heßen Cassel todt [geschrieben hat].
Were ich nicht in trawer, so were daß eine vor mir. Ich glaube,
daß kein großer unterschiedt zwischen einem schlag oder stickfluß
ist, eines macht den garauß so woll alß daß ander. Es ist kein
wunder, daß Ihr die landtgraffin beweindt; Ihr kendt ihre meritten
undt [sie] hatt Eüch lieb gehabt, mehr gehört nicht zu einem so
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gutten gemühte, wie daß Ewere ist, liebe Louisse! Ich beklage
Eüch undt alle die, so dießer todt zu hertzen gangen, insonderheit
dießer fürstin herr undt kinder. Allezeit weinen sehen ist zu
langweillig auff die lenge. Ich finde sie glücklicher todt, alß leben
undt jalous sein. Mein gott, wie kan man jalous von seiner
leiblichen niepce sein! daß kan ich nicht begreiffen. Es kan sich nun
außweiß[en], ob die landtgräffin recht gehabt, den der landtgraff
kont sie ja woll heürahten; 30jahrig mensch kompt einen herrn
von 56 jahren woll zu paß, junger solt es sich nicht schicken. Die
hitz continuirt hir. Ich meinte, es wehren nun gar viel Reformirten
zu Hannover, nun sie eine kirch haben. Warumb fahrt Ihr nicht
in der kühle von Herrnhaußen undt in der kühle auch wider hin?
Schwitzen bekompt mir woll. Die knie thun mir nicht mehr so
wehe, alß vorhin. Ich hütte mich sehr, mich nicht zu verkalten,
wen ich warm hab; ich drincke nicht, ich hette den erst von
weißzeüg geendert undt were gantz trucken. Im kalten winter laß ich
nie mein hembt wermen, ich ziehe mein hembt trocken ahn, aber
nie warm; ist es ein wenig gewermbt, muß mans in die lufft
schütteln, biß es wider kalt ist. Mein dochter hatt ihr kindt endtlich
gefühlt, aber wegen eines endtstandenen brandt hatt sie wider nach
Luneville gemüst; da hatt sich ihre betrübtnuß so verneüert, daß
sie schir ärger ist, alß vorhin, undt ihr kindt rührt nicht mehr.
Ich dancke Eüch, liebe Louisse, vor Ewere gutte wünsch. Nach
große freüden tracht ich nicht undt kan sie nicht haben; wen mir
nur gott erhelt, waß mir lieb ist, will ich schon zufrieden sein undt
nichts mehrers begehern. Ich beklage meine vetter undt baßen zu
Cassel, aber wie kont ich betrübt sein über eine person, die ich
mein leben nicht gesehen habe? So nahe einem eine person auch
sein mag, kan es einem daß hertz nicht rühren, es seye dan, daß
man kundtschafft mitt brieffen gemacht hette, wie unßere königin in
Spanien undt ich. Ich habe noch ahn mein tochter zu schreiben
undt ich kan nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch von hertzen
lieb behalte.
Elisabeth Charlotte.