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Brief vom 20. Juli 1711

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


536.


[263]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Fontainebleau den 20 Julli 1711.
Hertzallerliebe Louise, ehe wir von Marly weg sein, habe ich Ewer liebes schreiben vom 6 dießes monts entpfangen, aber wegen unßerer reiße habe ich ohnmöglich eher, alß nun, antwortten können. Ich hoffe, daß unßere schreiben so richtig von hir nach Franckfort gehen werden, wie letztmahl, alß Ihr da wahret. Es braucht keine dancksagung, daß ich Ewer schreiben Churbayern überreicht; daß kost nicht die geringste mühe undt ich mögte gern waß beßers vor Eüch zu thun können, liebe Louisse! Meine recomandation ist schlegt bey dießem herrn, den ich bin gantz undt gar nicht in I. L. gnaden, er kan mich nicht leyden. Weillen es mich verdriest, daß man ihn hir nicht tractirt, wie es sein solle, undt weill ich es gutt mitt ihm meine, so weiß er mirs undanck; aber hirauff were noch viel zu sagen unter unß, aber nicht auff der post, da noch viele andere leßen unßere brieffe, alß wir. Freyllich hatt unßer könig Lützenburg noch in seiner gewahlt undt dem churfürsten geben. Unßer könig in Spanien überlest I. L. alles, waß er noch in Niederlanden hatt. Deß churfürsten freündtlichkeit gegen mir ist kurtz geweßen, den er hatt mir nicht allein nicht adieu gesagt, sondern er hatt zu der Dauphine, printzes de Conti geschickt, ihnen adieu undt complimenten machen laßen undt mir kein wordt. Ich bin fro, daß Ihr gutte geselschafft habt, mitt Eüch zu reißen. Es ist woll abscheülich, daß Churpfaltz Eüch nach Ewer gelt lauffen macht, daß Eüch so nach gott undt der weldt zukompt undt gehört. Ich hoffe, daß er endtlich die augen öffnen wirdt undt betrachten, wie schimpflich ihm dießes ist. Ich hette [264] noch gar viel zu sagen, muß es aber auff ein ander mahl sparen, den mein sohn undt sonst noch viel leütte seindt in meiner cammer. Wir haben heütte wider den hirsch gejagt undt vorgestern auch, daß benimbt viel zeit; ich meine aber, daß er[1] beßer ist, ein klein brieffgen zu haben, alß keines. Adieu! In wenig tagen werde ich mehr sagen, aber nun nur, daß ich Eüch von hertzen ambrassire undt allezeit lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 20. Juli 1711 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 263–264
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0536.html
Änderungsstand:
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