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Versaille den 31 December 1711.
Hertzliebe Louisse, ich hoffe, Ihr werden nun die zwey brieff
entpfangen haben, so ich Eüch über Hannover geschickt. Es ist
14 tag, das ich nichts von Eüch entpfangen habe. Weillen wir
morgen wider ein neües jahr ahnfangen, wünsche ich Eüch von
hertzen ein glückseeliges, friede- undt freudenreiches jahr sambt
alles, waß Ihr Eüch selbsten wünschen undt begehren möget. Ich
zweyffle nicht, daß Ihr gar viel schonne undt magnifiquen sachen
zu Franckfort werdt gesehen haben; magnifiquen sachen
kommen leyder meinem beüttel nicht zu, sondern nur bagatellen.
Umb zu sehen, wie man hir artig arbeyttet in golt undt silber,
drumb schicke ich Eüch zum neüen jahr ein silber schächtelgen undt
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klein ringelgen. Madame Chardon hatt mich bitten laßen, Eüch zu
schreiben, waß sie ahn monsieur de Montauban geschriben. Ich
verstehe aber die sachen nicht, derowegen schicke ich Eüch ihren
brieff selber, Ihr werde es beßer begreiffen, alß ich. Ich wolte
gern lenger plauttern, aber ich habe einen abscheulichen husten
zum neüen jahr, habe doch 20 seytten ahn ma tante geschrieben,
kan also nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch, liebe Louisse, eben
so hertzlich lieb dieß neüe jahr haben werde, alß in den vergangen
jahren.