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Brief vom 21. Januar 1712

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


540.


[268]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Marly den 21 Januari 1712.
Hertzallerliebe Louisse, ich habe alß gehofft, ich würde einen tag finden, worinen ich Eüch recht würde undt ordendtlich andtwordten können, aber es seindt mir so viel verdrießliche sachen vorgefahlen, daß ich kein augenblick, alß nun, habe finden können, Eüch zu schreiben. Ein verfluchtes cammermagtgen, da madame de Bery[1] ihre favoritten von gemacht hatte, hatt die mühe genohmen, mein sohn [mit] seine gemahlin zu brouilliren, wie auch madame de Bery mitt ihrer fraw mutter, die so recht hatte, boß zu sein, hatt alles dem könig geklagt; der hatt die cammermagt weggejagt. Ich bin in dieße sach gemischt worden, weillen der konig mir befohlen, madame de Bery zu filtzen, wen sie waß unrechts thete. Ihr kont woll gedencken, daß ich überal habe suchen müßen, alles wider gutt zu machen, bin also nicht ohne verdrießliche affaire geweßen. Mein gott, werden ich mein leben nichts, alß verdrießliche [269] [dinge,] hören undt nie nichts ahnge[neh]mes? Aber dießer text würde mich zu weit führen. Ich befinde mich, gott lob, zimblich woll, bin nur noch matt von dem burgiren undt aderlaßen, welches mein sach gar nicht ist. Dießes ist der 4te brieff, den ich über Hannover schicke, hoffe, daß Ihr sie alle woll werdet entpfangen haben. Adieu, hertzliebe Louisse! Es hatt schon neüne geschlagen undt ich muß noch 2 brieff schreiben, kan derowegen vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich biß ahn mein endt Eüch recht von hertz[en] lieb behalten werde.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 21. Januar 1712 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 268–269
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0540.html
Änderungsstand:
Tintenfass