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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.
Marly den 21 Januari 1712.
Hertzallerliebe Louisse, ich habe alß gehofft, ich würde einen
tag finden, worinen ich Eüch recht würde undt ordendtlich
andtwordten können, aber es seindt mir so viel verdrießliche sachen
vorgefahlen, daß ich kein augenblick, alß nun, habe finden können,
Eüch zu schreiben. Ein verfluchtes cammermagtgen, da madame
de Bery
[1] ihre favoritten von gemacht hatte, hatt die mühe genohmen,
mein sohn [mit] seine gemahlin zu brouilliren, wie auch madame
de Bery mitt ihrer fraw mutter, die so recht hatte, boß zu sein,
hatt alles dem könig geklagt; der hatt die cammermagt weggejagt.
Ich bin in dieße sach gemischt worden, weillen der konig mir
befohlen, madame de Bery zu filtzen, wen sie waß unrechts thete.
Ihr kont woll gedencken, daß ich überal habe suchen müßen, alles
wider gutt zu machen, bin also nicht ohne verdrießliche affaire
geweßen. Mein gott, werden ich mein leben nichts, alß verdrießliche
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[dinge,] hören undt nie nichts ahnge[neh]mes? Aber dießer text würde
mich zu weit führen. Ich befinde mich, gott lob, zimblich woll, bin nur
noch matt von dem burgiren undt aderlaßen, welches mein sach
gar nicht ist. Dießes ist der 4te brieff, den ich über Hannover
schicke, hoffe, daß Ihr sie alle woll werdet entpfangen haben.
Adieu, hertzliebe Louisse! Es hatt schon neüne geschlagen undt
ich muß noch 2 brieff schreiben, kan derowegen vor dießmahl
nichts mehr sagen, alß daß ich biß ahn mein endt Eüch recht von
hertz[en] lieb behalten werde.