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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckforth.
Marly den 31 Januari 1712.
Hertzallerliebe Louisse, ob ich Eüch zwar dießen abendt nur
ein par wordt werde sagen können, so will ich doch nicht
unterlaßen, Eüch zu schreiben, ohne es weitter auffzuschieben. Ich habe
heütte Ewern lieben brieff vom 19 entpfangen, bin recht fro, daß
die kleine bagatellen, so ich Eüch zum neüjahr geschickt,
ahngenehm geweßen. Seydt doch nicht in sorgen vor meinen beütel!
Solche magnificent
[1] kan er gar woll ertragen, dergleichen
bagatellen gehen mir deß jahrs viel auß den handen. Ich wuste nicht,
ob Ihr eine liebhaberin von dergleichen bagatellen wehret, aber
weill daß ist, kan ich, ohne mich zu ruiniren, mehrmahl schicken.
Ich meinte auch, daß man bey der Franckforter meß man die hülle
undt die fülle von dergleichen sachen dort würde gefunden haben;
solte mich doch frewen, wen es Eüch waß neües were undt Ihr
dergleichen schachtelger nicht würdet zu Franckfort gefunden haben.
Waß daß ringelgen ahnbelangt, schickte ichs zum poßen, umb Eüch
zu weißen, wie magnifiq ich in edelgesteine bin, wen mein enckel
ring von 40 m. francken ahm finger tregt, undt auch zu weißen,
wie delicat man hir einfaßen kan. Ich konte dießen nicht mehr
tragen, war mir zu eng worden. Ihr sagt nicht, ob er Eüch
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gerecht ist. Wir haben hir ein neü unglück, monsieur le duc de
Bery hatt gestern dem monsieur le duc
[2] ungefehr ins aug
geschoßen auff der jagt. Man fürcht, daß I. L. blindt ahn dießem
rechten aug werden bleiben. Der duc de Bery will drüber
verzweyfflen, den er hatt seinen vettern recht lieb. Weitter kan ich
nichts sagen, den es ist spat. Ich muß noch 2 brieff schreiben,
einen ahn mein dochter, den andern nach Paris. Ich ambrassire
Eüch von hertzen undt werde Eüch all mein leben lieb behalten.
Meine schlaffsucht undt ersticken wirdt alle tag ärger. Ich
habe mich in die handt deß hogsten befohlen, bin getrost, waß
auch drauß werden mag.