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Brief vom 14. April 1712

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


544.


[272]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 14 April 1712.
Hertzallerliebe Louisse, ich habe Ewern lieben brieff von Hannover von 4 gleich nach dem eßen entpfangen undt auff der jagt geleßen, erfrewe mich, daß Ihr wider gesundt zu Hanover ahnkommen seydt undt von jederman außer dem churprintz seydt woll entpfangen wollen.[1] Waß fehlt den dem churprintzen, daß er so mourisch[2] ist? Mitt dem humor wirdt er sich nirgendts beliebt machen. Gott seye danck, daß Ihr ma tante in einem gutt[en] standt gefunden! Gott erhaltte I. L. noch lange jahren dabey! Daß sie ein wenig stiller sein, ist kein wunder. 81 jahr ist ein groß alter. Gott gebe, daß sie daß hunderste jahr so erleben mögen! Aber wie in Alceste stehet, 80 jahr seindt schwer: C’est une charge bien besante qu’un fardeau de quatre vinct an. Ihr würdet mir einen rechten gefallen gethan haben, Ewere reiße zu beschreiben. Ich wolte gern noch lenger plauttern, aber da schlegt es 9. Ich muß vor dem nachteßen noch ein brieff schreiben. Die wege zwischen Cassel undt Minden erinere ich mich noch daß sie gar schlim sein. Es wundert mich nicht, daß Ihr gesundt seydt; nichts ist gesunder, alß reißen. Adieu! Wen ich keine große [273] brieffe schreiben kan, will ich Eüch doch hinfüro kleine brieffe schreiben, damitt Ihr doch alle woche von meinen brieffen[3] entpfangen möget. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt versichere, daß ich Eüch all mein leben von grundt der seelen lieb behalten werde.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 14. April 1712 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 272–273
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0544.html
Änderungsstand:
Tintenfass