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Versaille den 2 Julli 1712.
Hertzallerliebe Louisse, ich bin heütte morgen hieher kommen,
umb von meinen paquetten zu ordoniren, so nach Fontainebleau
müßen, werde erst in der kühle wider nach Marly, undt weillen
ich woll versichert bin, daß ich morgen keine zeit finden werde,
Eüch zu schreiben können, so thue ich es jetzunder, liebe Louisse!
Vergangen donnerstag habe ich auff Ewer letztes undt liebes
schreiben geantwortet, nun unterfange ich daß vom 20 Juni. Ich bitte,
liebe Louisse, weillen mir alß so viel verhindernuß kommen, wen
ich Eüch schreiben will, so bitt ich Eüch, der zeit nicht zu
erwarten, sondern mir nur zu schreiben. Ich weiß, daß es nicht gar
gerecht ist, brieff zu fordern, wen man nicht sicher ist, drauff zu
antworten können, allein so glaube ich doch, daß es Eüch nicht
mißfallen kan, daß ich gern offt zeitung von Eüch haben mögte,
weillen es ja ein zeichen meiner affection gegen Eüch ist. Wir
haben eben so wenig zeittungen hir, alß Ihr andern zu Hannover.
Mein leben habe ich keine weniger gehört. Ich fürcht, es wirdt
nur zu starck auff einmahl kommen, wen Le Quenois
[1] einsmahl
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wirdt eingenohmen sein. Man spricht zugleich von belagerungen,
contrebutzionen undt frieden, daß kompt mir doll vor. Die hundt
seindt nicht mehr zu Marly, man hatt sie schon nach Fontainebleau
geschickt. Ich wolte, daß Ihr mitt mir jagen kontet, wolte Eüch
lieber in mein calesch führen, alß medemoisselle
[2] de Bourbon.
Unßer alter schickt sich beßer zusammen, den ob ich zwar zehen
jahr älter bin, alß Ihr, so ist doch viel weitt näher,
[3] alß
mademoiselle de Bourbon; die elste ist 19 jahr alt undt [die] 2te 17,
welches weitt von 60 ist. Meine lincke seydt wirdt mir offt sehr
dick undt hindert mich ahm schnauffen, jedoch so will mein dockter
nicht leyden, daß ich sage, es were mein miltz, sagt, daß miltz
were weit davon. Alle abendt gehe ich umb 7 spatziren, den alßden
ist die son schon hinter dem berg zu Marly. Mich deücht, ma
tante hört die Engländer gern plaudern, hoffe also, daß, die zu
Hernhaussen sein, I. L. divertiren werden. Ich glaub, daß die
böhmische graffen serieux sein. Wen die leütte selber über ihre
fehler lachen, kan man ihnen nichts vorwerffen. Ich habe den …
Ich kan den frieden weder particulier noch general glauben, ich
sehe in den durch die herodarmes
[4] außblaßen höre. Es wirdt
spät, ich muß wider nach Marly undt Ewer liebes schreiben ist
vollig beantwortet. Adieu, hertzliebe Louisse! Seydt versichert,
daß ich Eüch von hertzen lieb habe undt allezeit behalten werde!