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Brief vom 2. Juli 1712

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


554.


[282]
Versaille den 2 Julli 1712.
Hertzallerliebe Louisse, ich bin heütte morgen hieher kommen, umb von meinen paquetten zu ordoniren, so nach Fontainebleau müßen, werde erst in der kühle wider nach Marly, undt weillen ich woll versichert bin, daß ich morgen keine zeit finden werde, Eüch zu schreiben können, so thue ich es jetzunder, liebe Louisse! Vergangen donnerstag habe ich auff Ewer letztes undt liebes schreiben geantwortet, nun unterfange ich daß vom 20 Juni. Ich bitte, liebe Louisse, weillen mir alß so viel verhindernuß kommen, wen ich Eüch schreiben will, so bitt ich Eüch, der zeit nicht zu erwarten, sondern mir nur zu schreiben. Ich weiß, daß es nicht gar gerecht ist, brieff zu fordern, wen man nicht sicher ist, drauff zu antworten können, allein so glaube ich doch, daß es Eüch nicht mißfallen kan, daß ich gern offt zeitung von Eüch haben mögte, weillen es ja ein zeichen meiner affection gegen Eüch ist. Wir haben eben so wenig zeittungen hir, alß Ihr andern zu Hannover. Mein leben habe ich keine weniger gehört. Ich fürcht, es wirdt nur zu starck auff einmahl kommen, wen Le Quenois[1] einsmahl [283] wirdt eingenohmen sein. Man spricht zugleich von belagerungen, contrebutzionen undt frieden, daß kompt mir doll vor. Die hundt seindt nicht mehr zu Marly, man hatt sie schon nach Fontainebleau geschickt. Ich wolte, daß Ihr mitt mir jagen kontet, wolte Eüch lieber in mein calesch führen, alß medemoisselle[2] de Bourbon. Unßer alter schickt sich beßer zusammen, den ob ich zwar zehen jahr älter bin, alß Ihr, so ist doch viel weitt näher,[3] alß mademoiselle de Bourbon; die elste ist 19 jahr alt undt [die] 2te 17, welches weitt von 60 ist. Meine lincke seydt wirdt mir offt sehr dick undt hindert mich ahm schnauffen, jedoch so will mein dockter nicht leyden, daß ich sage, es were mein miltz, sagt, daß miltz were weit davon. Alle abendt gehe ich umb 7 spatziren, den alßden ist die son schon hinter dem berg zu Marly. Mich deücht, ma tante hört die Engländer gern plaudern, hoffe also, daß, die zu Hernhaussen sein, I. L. divertiren werden. Ich glaub, daß die böhmische graffen serieux sein. Wen die leütte selber über ihre fehler lachen, kan man ihnen nichts vorwerffen. Ich habe den … Ich kan den frieden weder particulier noch general glauben, ich sehe in den durch die herodarmes[4] außblaßen höre. Es wirdt spät, ich muß wider nach Marly undt Ewer liebes schreiben ist vollig beantwortet. Adieu, hertzliebe Louisse! Seydt versichert, daß ich Eüch von hertzen lieb habe undt allezeit behalten werde!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 2. Juli 1712 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 282–283
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0554.html
Änderungsstand:
Tintenfass