[289]
A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.
Fontainebleau den 10 September 1712.
Hertzallerliebe Louisse, ich habe alle Ewere schreiben zu recht
entpfangen, aber jetzt, da unßere reiß zu endt geht, kan ich
weniger schreiben, alß nie. Zukünfftigen mitwog werden wir hir weg.
Ich werde aber nur auff Ewer letztes andtwortten, so viel mir
möglich sein kan. Ich zweyffle, daß wir den monsieur de St Jean
[1]
hir sehen werden, wen er seinen bruder hir sucht; den der ist
schon vor etlichen tagen wider nach Hollandt oder Engellandt. Ich
sage von … Unßer könig in Engellandt ist nicht so gleich weg, alß
mylord Boulenbrock nach Paris kommen, sie haben einander im
opera gesehen.
[2] Nun aber ist der arme junge könig weg undt
[290]
kein mensch [weiß], wo er hin ist. Die königin jammert mich
woll von grundt der seelen; sie ist nicht zu trösten, meritirt woll
ein beßer glück, den es ist die tugendtsambste königin von der
weldt. Unßer könig in Engellandt, der rechte könig, er ist nicht
mehr so sehr gegen die Reformirten, den er hatt lautter Reformirten
in seinen dinst genohmen. Ewer wunsch ist gutt, Louisse, sage
von hertzen amen dazu. Sehe ich die Engländer, so von Hannover
kommen, ich werde mich ahn dem ersten nahmen von Bondé
halten, den Bandé lautt gar nicht woll auff frantzösch. Ich werde ihm
nichts von seinen händel sagen. Ich bin fro, daß ma tante nicht
gantz in der einsambkeit geblieben, sondern allezeit einen großen
hoff hatt. Mich deücht, daß es ein zeichen ist, daß l’abbé de
Bouquoy nicht von qualitet ist, weillen er nicht reitten kan. Mein
gott, liebe Louise, wie bang ist mir, daß die pest nach Hannover
kompt! Gott behütte gnädig davor! Ich muß wider willen enden
undt nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch von hertzen lieb behalte
undt ambrassire.