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Brief vom 13. Mai 1713

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


577.


[308]
Marly den 13 May 1713.
Hertzallerliebe Louisse, weillen ich hir zu Marly alß mehr zeit, zu schreiben, habe, alß zu Versaille, so will ich, daß Ihr, liebe Louise, auch sehen mögt, daß ich keine zeit verseüme, wen ich Eüch schreiben kan. Damitt ich, so lang wir hir werden sein, nicht dran fehlen werde, so werde ich Eüch alle sambstag schreiben; den daß ist der tag, ahn welchem ich ahm wenigsten zu schreiben habe. Mich verlangt sehr, biß ich wider brieff bekomme, umb zu erfahren, wie es mitt Eüch stehet, ob daß fieber kommen ist oder nicht. Wir haben gar nichts neües hir. Es ist daß schönste wetter von der weldt. Ich bin in einem überauß schönnen gartten undt kan nicht spatziren, den die verfluchte aderlaß undt vergangenen-dinstagige medecin haben mich so unerhört abgematt, daß ich gar nicht gehen kan. Man hatt mir so gepredigt, daß, wen ich mich dießen Mayen nicht würde zur ader laßen undt purgiren, würde ich unfehlbar wider in den ellenden standt fahlen, wie ich dießen wintter geweßen. Ich glaub aber, man hatt mir die doze zu starck geben, den in 2 tagen hatt es mich 18 mahl mitt starcken grimmen purgirt; nehme ich noch eine, so würde man mich baldt in jene weldt schicken. Wen ich ein wenig beßer bey krefften sein werde, will ich Eüch mehr schreiben, nun aber nur versichern, daß ich, in welchem standt ich auch sein mag, so werde ich Eüch doch recht lieb behalten.
Sontag morgendts den 14 May.
Ich erinere mich in dießem augenblick, daß ich in allen meinen brieffen, so ich alß in großer eyll schreibe, etliche nohtwentige sachen habe vergeßen zu beantwordten, alß nehmblich Eüch zu bitten, meine schuldigste dancksagung bey I. M. der königin in [309] Denmarck abzulegen vor die gnade, so I. M. mir thun, sich meiner zu erinern, zum andern auch meine dinstliche dancksagung bey I. L. die churprintzes zu verrichten vor dero glückwünschen; wünsche von grundt der seelen, daß I. L. ein glücklicher kindtbett bekommen mögen, alß madame de Berry gehabt hatt, undt alles nach dero eygenen wunsch undt begehren gehen mag. Zum 3ten habe ich zu sagen, waß monsieur Quineault[1] niepce betriefft, sie ist just 6 jahr alter, alß man ist, wen man auß St Cire[2] muß. Sie müßen undter 12 jahren sein, wen man sie ins closter nimbt, undt vor 20 jahren müßen sie wider herrauß, also ohnmöglich, daß ich ihnen hirin dienen kan. Ich muß lachen, daß Ihr Sançay[3] vor einen graffen helt; sie seindt von gutten hauß, aber nichts mehr, alß edelleütte, undt seine schwester ist jungfer bey der großen printz de Conti[4] geweßen undt vor ein par jahr gestorben. Ich kene sie alle gar woll. Der oncle Coulange[5] ist ein recht artig mängen, macht continuirlich artig lieder, aber die niemandts offendiren können. Will mademoiselle de Frouville zu mir, werde ich sie Ewert-halben woll entpfangen. Waß den blauen demant[6] ahnbelangt, so ist selbiger nicht über mein vermögen undt kan mich in nichts incommodiren; den ich habe hir kauffleütte, so mir, weill ich woll zahle, alles per poste[7] verkauffen, daß ist, man gibt nur alle mont eine sume, biß die zahl auß ist; daß incommodirt in nichts undt bezahlt doch. Daß ringelgen ist schir gantz bezahlt undt ich kan nicht sagen, wie es mich gefrewet hatt, ma tante, unßerer liebe churfürstin, waß neües zu schicken; ist ja nur eine bagatelle, zukünftigen mont wirdt der ring gantz bezahlt sein. Ich suche ein grün ringelgen, kan ich eines bekommen, werde ich es auch schicken. Sagt aber noch nichts davon, liebe Louisse, undt seydt versichert, [310] daß ich Eüch heütte nicht weniger lieb habe, alß gestern, undt all mein leben behalten werde!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 13. Mai 1713 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 308–310
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0577.html
Änderungsstand:
Tintenfass