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Versaille den 8 Julli 1713.
Hertzliebe Louise, ob ich zwar heütte zu einer dopelten
verlobnuß
[1] gehen muß, so hoffe ich doch nicht, daß es mich hindern
solle, auff Ewer schreiben vom 22 Juni zu andtwortten. Ihr habt
mir einen rechten gefallen gethan, liebe Louise, mir auch eine
relation von der reiß zu thun. Ich glaube, daß es dem gutten hertzog
von Braunsweig muß gefahlen haben, daß ma tante so eyllig
ahnkommen, den daß erweist die freüde, so I. L. haben, dort
hinzukommen. Ich muß gestehen, daß ich gern gar geschwindt fahre,
undt führt man mich schrit vor schrit in der kutsch, wirdt mir
recht übel, aber nie, wen ich geschwindt fahre.
[2] Ich bin
recht fro, zu vernehmen, daß das starcke renen ma tante nicht
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incommodirt hatt; den daß [ist] ein zeichen, daß I. L. noch bey
ihren kräfften sein, welches mir ein großer trost ist. Mich deücht,
es ist nichts ungemächlichers, alß in der kutschen eßen. Von
panaden
[3] halt ich nichts; den ich kan keine panade vertragen, weillen
fleischbrühe drinen ist, die mein magen gar nicht vertragen kan.
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Mich wundert, daß ma tante sich nicht in der kirbe aufgehalten
hatt, den daß amussirt. Ich weiß es gantz frisch, den es seindt
viel kramer von allerhandt sagen herkommen, die haben allerhandt
bijoux gebracht vor die neüe eheleütte. Ich habe nicht laßen
können, sie alle zu sehen, undt weillen Eüch
[5] die wohlfeyllen sachen
so admirirt, so habe ich Eüch noch ein alle-moden-schächtelgen
gekauft, so ich Eüch hirbey schicke; wünsche, daß Ihr noch
keines so von helffenbein mögt gesehen haben undt daß es Eüch
gefahlen mag. Man rufft mich, ich muß zur verlobnuß.
Sambstag um halb 8ten abendts.
Ich komme in dießem augenblick auß der ceremonie von der
verlöbnuß. Es hatt anderthalb stundt gewehrt, bin müde, daß ich
mich nicht rühren kan; den man muß immer dabey stehen undt
die füße schmertzen einem wie auch die knie, daß einer flenen
mögt, aber daß ist nun, gott lob, vorbey. Wir haben noch morgen
ein langweilliges nachteßen außzustehen, hernach wirdt alles gethan
sein. Ich komme wider auff Ewern schreiben. Ich glaube, daß es
ma tante, die gar liberal ist, eine freüde wirdt geweßen sein,
ursach zu haben, ihr gelt außzuwerffen. Es ist war, daß ma tante
mir die gnade gethan, viel von den 3en gallerien zu verzehlen.
Mich deücht, daß man allezeit sehr content von der höfflichkeit
vom wolffenbuttelischen hoff. Ihr sagt nicht, waß Eüch der
marechal de Villar
[6] geentwortet hatt. Es war nicht der geringste fehler
in Ewerem brieff, liebe Louisse! Da kommen viel leütte herein,
muß schließen. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von
hertzen undt behalte Eüch allezeit lieb.
Sontag den 9 Julli.
Heütte morgen, wie ich ahn meiner toillette war, hab ich Ewer
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liebes schreiben vom 28 Juni entpfangen, kan aber ohnmöglich
heütte drauff andtworten. Über 8 tagen, wo mir gott daß leben
erhelt, werde ich Eüch zu Marly über 7 tagen antworten. Wir
haben nichts mehr von der printzen beylager, alß ein gar
langweilliges nachteßen, undt hernach zieht man braudt undt breütigam
auß, der könig gibt dem breütigam daß hembt undt die duchesse
de Bery ahn die 2 breüt, darnach legt man sie beyde zu bett,
ambrassirt sie undt jederman geht auch zu bett.
[7] Ich muß auffhören, zu
plaudern, den ich muß ma tante brieff außschreiben. Gott gebe,
daß ich es thun kan undt daß mir keine verhindernüßen dazwischen
komme! Ich schicke Eüch ein wenig cachou, ist gutt, wen man
den husten hatt.