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Brief vom 2. September 1713

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


592.


[337]

A mad. la raugraffe Louisse a Hernhaussen.

Fontainebleau den 2 September 1713.
Hertzallerliebe Louise, Ihr thut mir einen rechten gefahlen, [338] so fleißig zu schreiben, bin Eüch sehr davor verobligirt, andtworte[1] heütte auff Ewer liebes schreiben vom 18 Augusti andtworten, daß aber vom 21 biß über 8 tag versparen. Ich dancke den allmächtigen von grundt meiner seelen, daß er unßere liebe churfürstin wider zur volkommenen gesundtheit gebracht hatt, undt wolle ferner glück undt seegen geben, daß I. L. es noch weit bringen mögen! Ich bilde mir ein, daß bey deß abt von Lockums festin gutt sawerkraut undt braunen köhl geweßen; daß macht mir daß maul wäßern, wen ich nur dran gedencke.[2] Daß letzte hette ich jetzt hoch von nöhten, den in den letzten tagen ist mir zu Marly ein abscheülicher husten ahnkommen, auch so, daß, umb den könig nicht zu eckeln, bin ich in meiner kutsch her, welches mir aber den letzten tag schir übel bekommen wer; den ich hette schir den halß gebrochen, den mein kutsch ist auff einmahl gebrochen. Zu allem glück kammen wir eben im flecken, haben also geschwindt hülff gefunden. Wer es aber im berg-herunder-fahren geschehen, so hetten wir halß undt bein gebrochen. Unßer herrgott hatt unß woll behütt. Man kan eher von der königin Ester, alß von der königin Vasti,[3] herkommen, den Juden gibts noch mehr, alß Persianer, in dießen ländern. Wen 3 mahl 24 stundt vorbey sein, habe ich gehört, daß es nicht mehr einschlegt, welches nur daß gefährliche im rotlauffen ist. Ich bin froh, daß ma tante von gantzen hoff so geliebt ist undt man I. L. gerechtigkeit helt; den sie merittirn, von der gantzen weldt geehret undt geliebet zu werden. Ich habe heütte die jagt mitt fleiß verseümbt, umb mich zu schonnen. Den gantzen tag bin ich zimblich woll geweßen, allein nun kommen mir die quint-husten[4] wider ahn, muß derowegen wider meinen meinen[5] schließen. Auff ein ander mahl werde ich Eüch lenger entreteniren, nun aber nur sagen, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 2. September 1713 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 337–338
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0592.html
Änderungsstand:
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