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Brief vom 20. September 1713

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


596.


[341]
Fontainebleau den 20 September 1713, umb 6 uhr.
Hertzallerliebe Louise, so hertzlich gern ich auch auff alle Ewere liebe schreiben andtwortten wolte, so ohnmöglich fehlt[1] es mir hir; doch will ich versuchen, ob ich nicht auffs wenigst noch auff Ewer letztes schreiben vom 8 September beantwortten kan, aber ich will nur noch vorher sagen, daß ich Eüch hirbey daß schächtelgen schicke, wovon ich Eüch schon gesprochen undt gebetten, es ahn ma tante meinetwegen ihren geburdts[tag], sobaldt Ihr I. L. den tag sehen werdt[2], zu pressentiren, undt ich bitte Eüch, schreibt mir, ob daß schächtelgen undt gar kleine ringelgen ma tante gefallen hatt! Ich hette so ein ringelgen nie schicken dörffen, wen es nicht grün were; daß, meine ich, ist etwaß rares, drumb schick ich es. Eüch schicke ich den brieff von dem marechal de Villar, damitt Ihr secht, daß ich ihm die schombergischen unterthanen recomandirt habe; den ich wolte Eüch allezeit gern dinnen in alles, waß in meinen vermögen stehet. Ich kan Eüch nicht genung dancken vor den gefahlen, so Ihr mir thut, mir so exacte [342] nachricht von ma tante gesundtheit zu geben. Gott sey danck, daß alles so woll abgeloffen, undt erhalte I. L. noch viel undt lange jahren! Weillen die frantzosche post nicht ahnkommen war, konte ma tante von meinen schreiben erwartten, da die frantzosche post nicht ahnkommen war. Ich dancke Eüch sehr vor daß Nürgenberger pflaster, aber Ihr schreibt nicht, waß es Eüch kost. Ich bin fro, daß I. M. die königin von Denemarck so woll mitt mir zufrieden ist. Ich habe doch mein lachen nicht halten können über deß marechalcks sein brieff undt ich sehe woll, daß ich nicht unrecht habe, nicht zu leyden können, daß unßere Teütsche alß frantzösch schreiben wollen, den sein brieff ist bitter übel frantzösch.[3] Mich wundert, daß dieße königin nicht einig mittel ersonnen, ma tante, unßere liebe churfürstin, zu sprechen, daß konte ich ohnmöglich über mein hertz bringen. Aber da schlegt es eben 7, ich muß mich sehr eyllen, den ich habe noch ein brieff undt muß in einer halbe stundt in die commedie. Die königin in Denemarck muß fett geworden sein, umb I. G. mein fraw mutter zu gleichen. Ihr erweist woll Ewer guttes gemühte, Eüch noch zu erinern, daß Eüch I. G. woll tractirt haben. Nun muß ich wider willen recht enden, den da kompt mein sohn. Adieu! Seydt versichert, daß ich Eüch lieb behalte!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 20. September 1713 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 341–342
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0596.html
Änderungsstand:
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