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Fontainebleau den 20 September 1713, umb 6 uhr.
Hertzallerliebe Louise, so hertzlich gern ich auch auff alle
Ewere liebe schreiben andtwortten wolte, so ohnmöglich fehlt
[1] es
mir hir; doch will ich versuchen, ob ich nicht auffs wenigst noch
auff Ewer letztes schreiben vom 8 September beantwortten kan,
aber ich will nur noch vorher sagen, daß ich Eüch hirbey daß
schächtelgen schicke, wovon ich Eüch schon gesprochen undt
gebetten, es ahn ma tante meinetwegen ihren geburdts[tag], sobaldt
Ihr I. L. den tag sehen werdt
[2], zu pressentiren, undt ich bitte Eüch,
schreibt mir, ob daß schächtelgen undt gar kleine ringelgen ma
tante gefallen hatt! Ich hette so ein ringelgen nie schicken dörffen,
wen es nicht grün were; daß, meine ich, ist etwaß rares, drumb
schick ich es. Eüch schicke ich den brieff von dem marechal de
Villar, damitt Ihr secht, daß ich ihm die schombergischen
unterthanen recomandirt habe; den ich wolte Eüch allezeit gern dinnen
in alles, waß in meinen vermögen stehet. Ich kan Eüch nicht
genung dancken vor den gefahlen, so Ihr mir thut, mir so exacte
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nachricht von ma tante gesundtheit zu geben. Gott sey danck,
daß alles so woll abgeloffen, undt erhalte I. L. noch viel undt
lange jahren! Weillen die frantzosche post nicht ahnkommen war,
konte ma tante von meinen schreiben erwartten, da die frantzosche
post nicht ahnkommen war. Ich dancke Eüch sehr vor daß
Nürgenberger pflaster, aber Ihr schreibt nicht, waß es Eüch kost. Ich
bin fro, daß I. M. die königin von Denemarck so woll mitt mir
zufrieden ist. Ich habe doch mein lachen nicht halten können über
deß marechalcks sein brieff undt ich sehe woll, daß ich nicht
unrecht habe, nicht zu leyden können, daß unßere Teütsche alß
frantzösch schreiben wollen, den sein brieff ist bitter übel frantzösch.
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Mich wundert, daß dieße königin nicht einig mittel ersonnen, ma
tante, unßere liebe churfürstin, zu sprechen, daß konte ich
ohnmöglich über mein hertz bringen. Aber da schlegt es eben 7, ich
muß mich sehr eyllen, den ich habe noch ein brieff undt muß in
einer halbe stundt in die commedie. Die königin in Denemarck
muß fett geworden sein, umb I. G. mein fraw mutter zu gleichen.
Ihr erweist woll Ewer guttes gemühte, Eüch noch zu erinern, daß
Eüch I. G. woll tractirt haben. Nun muß ich wider willen recht
enden, den da kompt mein sohn. Adieu! Seydt versichert, daß
ich Eüch lieb behalte!