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Brief vom 30. September 1713

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


598.


[343]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.

Fontainebleau den 30 September 1713.
Hertzallerliebe Louisse, were die jagt wie gestern geweßen, so hette ich heütte mein wordt nicht halten können, Eüch alle sambstag zu schreiben. Ich habe seyder 8 tagen noch 2 liebe brieff von Eüch entpfangen undt noch 4 schachtelen von dem nurenbergischen pflaster, wofor ich sehr dancke. Ich kam gestern nahe bey achten wider von der jagt. Wir hatten unßern hirsch im mondschein gefangen, es war der 3te, die andern 2 hatte man in virtelstunden gefangen, der letzte aber hatte 21/2 stundt gewehrt, heütte aber nur 5 virtelstundt gewehrt. Aber last unß von waß nohtigers reden! Die Engländer hir haben mir zu verstehen geben, daß [344] Ewer neveu, mitt verlaub, die Frantzoßen hatt.[1] Last es nicht einwurtzeln! sonst werdt Ihr ihn verliehren. Schickt ihn nach Paris! da heilt man dieße kranckheit beßer, alß in keinem ort von der welt. Mylord Oglithorpe[2] hatt mir versprochen, seinen urlanb bey dem general, dem duc d’Ormont,[3] zu erhalten, daß er wirdt nach Paris dörffen, biß er courirt sein wirdt. Denckt ernstlich ahn dieße sach! den in der kranckheit muß man keine zeit verliehrn. Ich kan Eüch ohnmögiich heütte lenger entreteniren, den man rufft mich, umb in die commedie zu gehen; man spilt heütte Le missantrope, welches ein von Molieren commedien ist, so ich ahm liebsten sehe undt höre.[4] Muß doch noch sagen, daß es woll ohnnöhtig were, braunen köhl oder sawer kraut her zu schicken, es kans kein teüffel kochen.[5] Adieu! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt behalte Eüch allezeit lieb.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 30. September 1713 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 343–344
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0598.html
Änderungsstand:
Tintenfass