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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.
Fontainebleau den 30 September 1713.
Hertzallerliebe Louisse, were die jagt wie gestern geweßen, so
hette ich heütte mein wordt nicht halten können, Eüch alle
sambstag zu schreiben. Ich habe seyder 8 tagen noch 2 liebe brieff von
Eüch entpfangen undt noch 4 schachtelen von dem nurenbergischen
pflaster, wofor ich sehr dancke. Ich kam gestern nahe bey achten
wider von der jagt. Wir hatten unßern hirsch im mondschein
gefangen, es war der 3te, die andern 2 hatte man in virtelstunden
gefangen, der letzte aber hatte 2
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2 stundt gewehrt, heütte aber
nur 5 virtelstundt gewehrt. Aber last unß von waß nohtigers
reden! Die Engländer hir haben mir zu verstehen geben, daß
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Ewer neveu, mitt verlaub, die Frantzoßen hatt.
[1] Last es nicht
einwurtzeln! sonst werdt Ihr ihn verliehren. Schickt ihn nach Paris!
da heilt man dieße kranckheit beßer, alß in keinem ort von der
welt. Mylord Oglithorpe
[2] hatt mir versprochen, seinen urlanb
bey dem general, dem duc d’Ormont,
[3] zu erhalten, daß er wirdt
nach Paris dörffen, biß er courirt sein wirdt. Denckt ernstlich ahn
dieße sach! den in der kranckheit muß man keine zeit verliehrn.
Ich kan Eüch ohnmögiich heütte lenger entreteniren, den man rufft
mich, umb in die commedie zu gehen; man spilt heütte Le
missantrope, welches ein von Molieren commedien ist, so ich ahm liebsten
sehe undt höre.
[4] Muß doch noch sagen, daß es woll ohnnöhtig
were, braunen köhl oder sawer kraut her zu schicken, es kans kein
teüffel kochen.
[5] Adieu! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt
behalte Eüch allezeit lieb.