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A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Ghör.
Versaille den 26 October 1713.
Hertzallerliebe Louisse, ich werde nicht gar exact auff Ewer
schreiben vom 13 andtworten können, ob es zwar mein intention
geweßen, aber es seindt mir so viel interuptionen zu handen
kommen, daß ich Eüch nur ein par wordt werde sagen können undt
dancken vor den gefahlen, so Ihr mir thut, mir so exact zeittung
von ma tante gesundtheit [zu] bericht[en]. I. L. hatt Ewer
goltbücksgen recht erfrewet, I. L. haben mirs geschrieben, daß Ihr sie
damitt ahngebunden habt. Ihr werdet schon auß einen von meinen
schreiben ersehen haben, liebe Louisse, daß ich sehr aprobirt, daß
Ihr ma tante meine bagatellen eher geben hatt, alß den
geburdtstag. Umb die warheit zu sagen, so angstets mich nicht wenig, daß
die heßlich rose so geschwindt wider kommen ist. Ich weiß I. L.
dem churfürsten recht danck, ma tante persuadirt zu haben, nicht
so baldt dero reiße nach der Göhr zu unterfangen; den es ware
mir recht bang davor, wie Ihr auch auß meinem letztem brieff
werdet ersehen haben. Ich hoffe, daß Ihr alß gutte zeittung von
Eweren neveu haben werdet. Wen Ewer neuveu nur die kleine
gallanterie hatt, were es beßer, alß brustwehe; aber hatt er die große,
ist es der brust ebenso gefahrlich, auch sehr gefahrlich vor daß leben,
da muß man kein zeit bey verliehren, sondern sich geschwindt
heyllen laßen. Die arme fraw von Rathsamshaussen ist heütte wider
nach Paris, umb übermorgen nach Strasburg zu reißen. Sie
jammert mich recht, [sie] hatt gestern [nachricht erhalten, daß] ihr
bruder Augustin gestorben, [was] sie hertzlich betrübt. Daß ist
alles, waß ich Eüch vor dießmahl sagen werde, undt daß ich bin
undt biß in todt verbleibe, die Eüch ahm liebsten haben.