Seitenbanner

Brief vom 5. November 1713

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


606.


[350]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Ghör.

Marly den 5 November 1713.
Hertzallerliebe Louise, ich war vergangen … so erschrocken [351] über den verlust von Eweres armen neveux, mylord Harwich,[1] daß ich daß hertz nicht hatte, Eüch ein wordt zu schreiben, noch auff Ewer liebes schreiben vom 20 October zu antwortten. Ich weiß auch nicht, waß ich Eüch sagen solle, den in solchen fällen kan gott allein trösten. Ich weiß, daß Ihr recht gotsforchtig seindt, hoffe also, daß Ihr Eüch in den willen gottes ergeben werdet. Ich weiß woll, daß es hart zu verschmertzen, zu verlieh[r]en, woran man sein hertz gehengt, aber wie schon gesagt, so hoffe ich doch, daß, weillen gott der allmächtige Eüch dießes unglück zugeschickt, daß Ihr Eüch in seinen heylligen willen ergeben werdet. Wie ichs erfahrn, habe ich woll recht gespührt, daß ich Eüch von hertzen lieb habe; den ich bin auffgefahrn, bleich worden undt die threnen seindt mir Ewertwegen in den augen kommen, habe den allmächtigen gleich gebetten, Euch beyzustehen. Weitter will ich hirauff nichts sagen, den je mehr man davon spricht, je mehr verneüerts die schmertzen. Ich wolte lieber, daß ich sie soulageren könte. Gott seye danck, daß ma tante sich so woll von der jagt befunden, undt erhalte sie ferner lange jahren undt verleye Eüch jetzt trost undt he[r]nach, daß Ihr nach dießem leydt freüden genießen möget undt ich mich so sehr part in Ewerem vergnügen nehmen möget,[2] alß ich nun part in Ewer betrübtnuß nehme! undt bitte Eüch, nicht zu zweyfflen, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.
Impressum
Datenschutz
KontaktPost
Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 5. November 1713 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 350–351
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0606.html
Änderungsstand:
Tintenfass