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Brief vom 9. November 1713

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


607.


[352]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Ghör.

Marly den 9 November 1713, umb halb 9 abendts.
Hertzallerliebe Louisse, wir haben heütte gar eine lange jagt gehabt, drumb schreibe ich Eüch so spät, werde es in große[r] eyll thun müßen, den wir eßen umb 10 precis zu nacht undt ich muß nach dießem brieff noch zwey brieff schreiben, mich also sehr eyllen. Vor meine brieffe pretendire ich keine dancksagung. Der hertzog von Wolffenbuttel, wen er sich gleich nachts nicht übel gefunden, würde doch woll thun, nicht zu jagen wegen seiner verrengsten[1] hüffte. Daß ist woll ein wunderlich eßen, wein undt milch nach einander, daß könte ich nicht außstehen. Wie macht daß nicht kotzen? Mich deücht, ich sehe ma tante mitt I. L. schmahle taille singen undt dantzen, den daß pflegten sie offt zu thun. Gott erhalte sie lang bey gesundtheit undt guttem humor! Waß daß eßen ahnbelangt, so ist viel gewohnheit dabey. Mehr kan ich ohnmöglich sagen, den es schlegt 9. Mehr kan ich vor dießmahl nichts mehr sagen, ambrassire Eüch von hertzen, bitte den almächtigen, Eüch zu stercken undt zu trösten, undt behalte Eüch, liebe Louise, all mein leben lieb.
P. S.
Ich habe dießen abendt Ewer liebes schreiben vom 28 entpfangen, werde es andere post beantworten.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 9. November 1713 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 352
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0607.html
Änderungsstand:
Tintenfass