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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Ghör.
Marly den 23 November 1713, umb halb 10.
Hertzallerliebe Louise, in dem augenblick, alß wir auff der
jagt gesolt, heütte morgen umb 12, habe ich Ewer liebes schreiben
vom 11 November entpfangen undt nicht ohne threnen geleßen.
Aber waß soll ich thun? Ich kan nur gott bitten, Eüch
beyzustehen, welches ich auch von hertzen thue. Gott undt die zeit
können allein Ewern schmertzen lindern. Ihr müst distractionen
suchen, den alles hertzenleydt bringt Eüch nur umb Ewer
gesundtheit undt endert nichts. Erleichtert es Eüch aber daß hertz, mir
Ewer leydt zu klagen, so thuts! Ich habe Eüch zu lieb, daß es
mich lange weille geben solte. Weillen es Eüch soulagirt, seydt
versichert, daß Eüch niemandts mehr beklagt, alß ich, noch mehr
part in Ewer unglück nimbt! Es ist zu spat, heütte mehr zu
sagen. Ich bitte Eüch, sagt mir nur, ob daß korbgen, so ich ma
tante geschickt, ihre ring drin zu thun, I. L. gefallen! Adieu!
Ich ambrassire Euch von hertzen, wünsche, daß Ewer betrübtnuß
nichts ahn Ewer gesundtheit schaden möge, den ich habe Eüch von
hertzen lieb.