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Brief vom 3. Dezember 1713

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


611.


[354]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 3 December 1713.
Hertzallerliebe Louise, heütte, wie ich mich ahn taffel gesetzt, habe ich ma tante paquet undt Ewer liebes schreiben vom 24 November entpfangen; daß werde ich aber erst biß donnerstag, wo mir gott daß leben verleyet, beantwortten, nun aber nur auff daß vom 18 andtwortten, so viel mir möglich sein wirdt, den wir haben hir die grimmichste kälte von der welt, welche mir schon so einen starcken husten undt schnupen geben, daß ich schon seyder 6 tagen die cammer hütte. Ich habe woll gedacht, daß I. L. der [355] churfürst nicht länger zu der Ghör bleiben würde; bey dem abscheülichen wetter kan man ohnmöglich jagen. Weillen ich schon weiß, daß ma tante, gott sey danck, ihre rückreiße glücklich volzogen, sage ich weitter nichts hirvon. Ich höre ungern, daß ma tante sich gewohnt, kleine ungelegenheitten zu haben; daß macht mir forchten, daß I. L. natur endert. Gott bewahr unß davor! Daß übelle schlaffen bin ich schon fest, in 3 nächten habe ich in allem nicht 5 stundt geschlaffen. Aber waß will man [machen]? man muß woll in alles gedult [haben]. Nun, gott hatt mir 60 jahr eine gutte gesundtheit geben; es ist billig, daß ich die böße auch von seiner handt ohne muren nehme. Es ist viel, daß ma tante sich wider erholt hatt; da ist woll gott vor zu dancken. I. L. haben mir nichts von dero ungelegenheitten gesagt undt ich habe mich in meinem brieff gar nichts mercken laßen. Nichts ist gesunder, alß lustig sein, wer es thun kan.[1] Ich weiß I. L. der churprintzeß danck, madame[2] bey guttem humor zu erhalten. Waß hatt der churprintz gegen Eüch, daß er so storig? Wie ich von ihm höre, so ist es ein wunderlicher herr. Wo der maußdreck unter dem pfeffer ist,[3] macht es alß etwaß wunderliches. Wen wünschen waß helffen könte, würdet Ihr, liebe Louisse, große erleichterung spüren; den ich bitte gott den allmächtigen, Eüch starcke zu verleyen, trost undt segen, umb Eüch wider zu recht zu bringen. Nein, liebe Louisse, Ewere klagen haben mir keine ungelegenheit geben. Ich habe Eüch zwar sehr betawert, aber weillen ich gehofft, daß, Ewer hertz außzuschütten, Eüch daß hertz erleichtern könte, ist es mir lieb geweßen, daß Ihr mir Ewer leydt geklagt habt. Hiemitt ist Ewer brieff, liebe Louisse, vollig beantwortet, nur noch überig, Eüch von hertzen zu ambrassiren undt zu versichern, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 3. Dezember 1713 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 354–355
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0611.html
Änderungsstand:
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