[367]
A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 1 Februari 1714.
Hertzallerliebe Louise, gestern abendts umb 8 uhr bin ich
gantz unverhoffter weiß mitt ma tante paquet undt Ewer liebes
schreiben vom 22 Januari erfreüet worden. Ich hatte willens,
heütte auff dießes kleines undt auch noch auff ein großes zu
antworten, allein ich habe bey 6 bogen ahn ma tante geschrieben, daß
macht 23 seytten, undt bin mehr, alß 10[mal], interompirt worden,
ich konte noch woll 12 sagen ohne lügen. Ich weiß kaum, waß
ich ahn ma tante geschrieben habe; den ich war umb 7 oder 8
kauffleütte, den ich alle mont waß gebe, undt ich wolt al ebenwoll
fortschreiben; baldt zahlt ich dießen, baldt jenen, daß hatt mich
lenger, alß anderthalb stunden, auffgehalten ohne die vissitten; den
ich halte noch die cammer, werde morgen erst außgehen, werde
Eüch durch die sontagspost sagen, wie mein erster außgang mir
bekommen. Den seyder 10 tagen bin ich nicht auß meiner
cammer kommen, den ich bin recht kranck ahm husten undt schnupen
geweßen, habe nachts so erschrecklich gehust, daß zu fürchten, daß
ein stickfluß dazu schlagen würde. Ich bin nun, gott seye danck,
viel beßer, huste gar wenig nachts. Ey, hertzliebe Louisse, meine
schreiben brauchen keine dancksagung. Habe ich geschrieben, daß
Ihr mir mehr, alß 3 medaillen, geschickt, ist es ein mißverstandt;
den ich weiß woll, daß ich keine mehr bekommen habe. Warumb
[368]
wolt Ihr mir Ewere fraw mutter nicht schicken? Habt Ihr nur
eine, so habt Ihr recht; habt Ihr aber 2, so habt Ihr unrecht. Ich
habe eines in wacks possirt, gar gleich. Schreibt mir, ob Ihr es
gern bettet! so werde ichs Eüch schicken. Gott seye ewig danck,
daß ma tante sich woll befindt! Gott gebe nur, daß I. L. bey
dießer grimigen kalte nicht zu frühe außgehen mögen! Es wundert
mich gar nicht, daß Ihr kopffwehe habt. Wen man solche
erschreckliche betrübtnuß hatt außgestanden, endtpfindt sichs hernach.
Ich bin in sorgen vor Eüch undt erwarte mitt großem verlangen,
biß ich wider zeittung von Eüch habe. Gott gebe, daß sie gutt
sein mögen! Den glaubt, liebe Louise, daß ich Eüch von hertzen
lieb habe undt behalte!