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Brief vom 8. März 1714

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


631.


[376]

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 8 Mertz 1714.
Hertzallerliebe Louisse, es ist ein recht unglück auff die brieffe, die ich Eüch schreiben will, den es kommen mir allezeit verhinderungen dazwischen. Alß zum exempel heütte war ich gantz resolvirt, Eüch, liebe Louisse, gar einen großen brieff zu schreiben, aber seyder vergangenen sontag abendts ist mir ein so abscheülicher husten ahnkommen, daß ich seyder dem nicht auß der cammer habe kommen können; den ich huste nacht undt tag so erschrecklich, daß man meinen solte, ich würde ersticken. Ich kan doch nicht laßen, Eüch noch zu sagen, daß ich Ewr liebes schreiben von 26 Februari gestern entpfangen habe, bin fro, daß meine auch richtig überkommen. Meine brieffe meritiren keine dancksagungen. Ich kene den Maubison[1] nicht, aber ich will ahn conte de Broglio schreiben undt ihm seine sauce machen.[2] Daß versichere ich Eüch, liebe Louisse, Broglio ist nicht interessirt, ein ehrlicher man.[3] Man redt nun viel vom frieden, aber biß ich sehe, daß ma tante, unßere liebe churfürstin, den frieden glaubt, kan ich ihn nicht glauben. Es frewet mich recht, daß meine vettern von Heßen so in gnaden bey ma tante sein; ich interessire mich vor alle, aber printz Wilhelm habe ich recht lieb. Mehr kan ich vor dießmahl nicht sagen, alß daß ich Eüch, biß mich mein husten oder waß anderst den gar-auß macht, allezeit von hertzen lieb haben werde.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 8. März 1714 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 376
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0631.html
Änderungsstand:
Tintenfass