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Brief vom 7. Februar 1715

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


685.


[516]
Versaille den 7 Februari 1715.
Hertzallerliebe Louisse, vorgestern hatt mir mylord Stairs die schachtel mitt dem besuar von Goa gebracht, so mir die printzes von Wallis die ehre gethan zu schicken, wovor ich I. L. sehr verobligirt bin, undt bitte Eüch sehr, liebe Louisse, [daß Ihr,] wen Ihr die printzessin wider sehen dörfft, I. L. doch meine demütige dancksagung ablegen möget undt meine erkandtnuß bezeugen. Hirauff könt Ihr, liebe Louisse, nicht zu viel sagen; den man kans nicht mehr endtpfinden, alß ich es in meinem hertzen thue. Es sindt wenig sachen in dießer weldt, so mich so sehr touchirt haben, alß die continurliche gütte, so dieße printzes mir spüren lest, worauß woll erscheinet, wie lieb sie ma tante, unßere liebe undt seelige churfürstin, gehabt; den ich habe ja personlich die ehre nicht, von I. L. bekandt zu sein. Die gütte, so sie vor mir hatt, muß also daher kommen undt daß rührt mir daß hertz gantz. Ich wolte, wolte, daß ich gelegenheit finden könte, I. L. meine danckbarkeit zu persuadiren. Helfft mir dazu, liebe Louisse, undt sagt auff Ewer best meine dancksagung! Ich bin dießer lieben printzes ebenso verobligirt, alß wen der stein rar, weillen sie es gemeint. Er ist doch rar in seiner große; den die, so man herschickt, seindt nicht großer, alß taubeneyer. Die Jessuwitter machen es zu Goa. Mein sohn hatt gantze schachteln voll davon, so die patter[1] Monsieur s. vor seinem endt geschickt hatte[n]. Es hatt mich einmahl woll hertzlich lachen machen. Wie es Monsieur entpfing, war die duchesse de Bouillon dabey, die vergangen jahr gestorben; die stahl ein par von dieße eyer undt lieff damitt weg. Monsieur lieff nach, umb es wider zu nehmen; sie schlugen sich mitt einander schir, madame de Bouillon behilt den sieg; es war gar possirlich. Mich wundert, daß man in Engellandt etwaß von Jessuwitter nimbt undt ihnen so viel trawet. [517] Ich habe es ahn mylord Stairs gesagt, der hatt hertzlich drüber gelacht. Ich habe ihm auch gesagt, wie Ihr mir gerümbt, wie hofflich er undt seine gemahlin gegen Eüch geweßen; daß, deücht mir, hatt ihm woll gefallen; waß ihm aber woll oder übel gefelt, muß man rahten, den er spricht wenig. Er hatt mich gebetten, ihm meine andtwort ahn Eüch zu schicken, welches ich auch heütte thun werde. Dieße woch habe ich kein schreiben, fürchte, daß Eüch Ewere flüße noch plagen. Wir haben gar nichts neües hir; man spricht von nichts, alß von dem persianischen abgesanten.[2] [518] Gestern hatt er seine entrée zu Paris gethan. Er ist der dolste [519] kopff, so man sein tag gesehen. Er hatt einen warsager bey sich, den consultirt er, umb zu wißen, welche tag undt stunden glück- oder unglücklich sein. Will man ihn den waß proponiren ahn die tage, so er nicht vor glücklich helt, so wirdt er böß, beist die zähn zusamen undt zigt den säbel auß undt sein poiguart undt will alles niedermachen. Aber mau rufft mich, umb in kirch zu gehen, muß also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch von hertzen lieb habe, ambrassire undt all mein leben [lieb] behalten.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 7. Februar 1715 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 516–519
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0685.html
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