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Brief vom 18. Juni 1715

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


712.


[578]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Londre.

Marly den 18 Juni 1715.
Hertzallerliebe Louisse, in dießer wochen habe ich nur ein schreiben von mademoiselle de Malauze, aber keines von Eüch entpfangen. Wir haben heütte den gantzen tag gejagt undt es ist gar spät. Nacht[1] der jagt habe ich mich von haubt zu füßen anderst ahnthun müßen, darnach habe ich einen großen brieff ahn mein dochter geschrieben. Wir seindt erst umb 6 abendts von der jagt kommen; der hirsch hatt 2 gutter stundt gedauert. Ich schreibe heütte, den biß freytag werde ich ohnmöglich schreiben können; ich werde selben tag umb 9 morgendts nach Paris, im palais royal zu mittag eßen mitt meine enckeln, den duc de Chartre undt mademoiselle de Valois. Nach dem eßen werde ich sie beyde ins Jessuwitter-colegium führen, umb eine commedie von den schüller spillen sehen, welches schir alle kinder von condition sein.[2] Unter andern hatt mein sohn auch ein kindt dort, so er von Sery hatt, welche mein freüllen geweßen;[3] man heist ihn le chevallier d’Orleans;[4] der bub hatt viel verstandt, ist aber nicht hübsch undt [579] klein vor sein alter. Mein enckel, sein brüdergen, hatt ihn sehr lieb, macht sich auff dießen tag eine große freüde. Ich werde spät wider kommen. So mir gott daß leben undt gesundtheit über 8 tag lest, werde ich Eüch berichten, wie es abgeloffen. Wir haben gar nichts neües hir, schließe also undt sage vor dießmahl nichts mehr, alß daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 18. Juni 1715 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 578–579
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0712.html
Änderungsstand:
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