[606]
A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Londre.
Versaille den 13 Augusti 1715.
Hertzallerliebe Louise, ich habe dießen nachmittags Ewer liebes
[607]
schreiben vom 8 Augusti / 28 Juni entpfangen, kan aber ohnmöglich
dießen abendt drauff andtwortten. Ich bin trawerig undt gritlich
dabey, wie man in der Pfaltz sagt, wie eine wandtlauß. Heütte
kan ich Eüch nicht sagen, waß mich angstert, aber mitt der zeit
werde ichs Eüch sagen. Mylord Stairs hatt mir gestern ein eygenes
handtschreiben von konig Jörgen gebracht, sehr hofflich; helfft mir
davor dancken! Ich bin hertzlich fro, daß er Eüch gerechtigkeit
erweist undt geben will, waß Eüch unßer liebe churfürstin s.
überlaßen. Ich woldt aber, daß Ihr wider in die gutte teütsche lufft
weret; den ich finde, daß das außzehren nicht gutt ist. Da
kommen viel leütte, ich muß wider willen schließen; bitte nur noch,
mein compliment undt versicherung meines attachements ahn die
printzes von Wallis zu machen, undt Ihr, liebe Louise, seydt
versichert, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte!