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Si git la soeur, si git le frere,
Si git la fille, si git le pere, Si git la fame et le mary
Et il n’y a que deux corps icy.[4]
Madame de Maintenon ist nicht kranck geweßen, sie ist frisch undt gesundt. Wolte gott, unßer könig were so woll! so were ich in wenigern sorgen, alß ich leyder bin. Es ist gewiß, daß mich deß königs kranckheit angsten injagt, daß mir daß hertz zittert; [614] ich kan nicht woll mehr drüber schlaffen. Worumb weint Ihr, liebe Louise? Thut man Eüch etwaß widerliches in Engellandt, so kont Ihr ja Eüch heraußreißen undt wegziehen. Meine kutschen seindt kommen; ich habe den kopff daußelicht, muß ein wenig frische lufft nehmen; dießen abendt werde ich außschreiben.
Versaille den 20 August 1715.
Hertzallerliebste Louise, wie ich eben ahnfangen wolte, auff Ewer liebes schreiben vom 3/14 Julli zu andtworten, so ich durch monsieur Stamer entpfangen, wie ich Eüch verwichenen freytag schon bericht, so bringt man mir noch eins von Ewern brieffen, liebe Louisse, vom 4/15 dießes monts, no 24. Ich will bey dießem [612] frischten ahnfangen. Ich kan nicht begreiffen, wo mein briff von 8 die 3 überige tag, so er ahnkommen, muß herumbgeschlept haben; den die brieffe kommen ja in 5 tagen über. Also weillen mein brieff Eüch erst 8 tag hernach gegeben wirdt, muß man es nohtwendiger weiß 3 tag auffgehalten haben. Dem seye aber, wie ihm wolle, so ist nichts dran zu endern, also nichts weitters drauff zu sagen. Aber da kommen viel hindernuße, der abgesante ven Denemarck, der abgesante von Sicillien, der von Holland, der von Schweden undt der envoyes von Schweden, der envoyes von Holstein, der von Wolffenbüttel undt noch andere mehr.Dinstag umb halb 4 nachmittags.
Sobaldt ich von taffel auffgestanden, habe ich noch viel
verhindernüße bekommen. Ich weiß nicht, ob ich heütte werde
außschreiben können; den die poldergeister schwirmen gar starck heütte.
Eüch zu schreiben, liebe Louise, da gehört keine gedult zu, aber
woll, wen man offt interompirt wirdt; den daß macht
bludts-ungedultig. Mein gott, liebe Louisse, warumb geht Ihr nicht wider auß
Engellandt in Teütschlandt? Ihr habt ja nichts, alß chagrin, dort
undt die lufft ist Eüch auch nicht gutt. Es ist keine moden in den
formen von gemahls; man macht sie oval oder 4eckt nach dem ort,
wo man sie hinthun will, oder daß sie mitt andern figuriren sollen.
Bitte, liebe Louisse, macht doch wider schönne complimenten von
meinetwegen ahn I. L. die printzes von Wallis! Mich deücht, es
wer noch zeit genung, daß I. L. den ram machen ließen, wen sie
daß contrefait haben werden. Man arbeydt, aber der mahler ist
greülich langsam; man hats ihm erst vor wenig tagen befehlen
konnen, den er ist kranck geweßen. Mich deücht, daß itzunnder die
trawer vor die königin Anne woll auß sein solte; den, wo mir
recht, ist es schon übers jahr, daß sie gestorben ist. Wirdt man
den die trawer in Engellandt übers jahr tragen? Wen gar viel
leütte versamlet sein, sicht man ahm wenigsten, wer jung oder
alt ist, alles wirdt durch einander confondirt; in kleinen
geselschafften unterschiedet man die leütte mehr. Der chevallier de
St George ist gar gewiß noch zu Bar; den wie printz Frantz starb,
ist er selber kommen, daß leydt zu klagen. Seine fraw mutter ist
nicht im baadt geweßen, sie kompt wider nach St Germain. Man
mag woll viel in könig Jacobs nahmen gethan haben, da er nichts von
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gewust hatte; da seindt die pfaffen sehr capabel zu. Alle
verbitterungen, so man gegen die religionen hatt, da seindt die pfaffen
auff allen seytten schuldig ahn; den ahnstatt mittel zu suchen,
frieden zu schaffen, so suchen sie (ich sage auff allen seytten) nun,
mittel zu finden, alle Christen gegen einander auffzuhetzen, meinen,
dadurch über die hohen heüpter zu herschen; den sie seindt so,
daß man unter huntert kaum einen eintzigen finden, so nicht voller
ambition ist.[1] Ich bin persuadirt, daß, wen man sich offenhertzig
mitt einander verstehen wolte, daß sich alle religionen vergleichen
könten undt nur Ein hirt undt Eine heerde machen. Daß man
denen die gewehr [nimmt], so man heimblich mitt bajonnetten findt,
daß kan kein mensch desaprobiren. Alle menschen sagen viel guts
vom duc d’Ormont[2]; der comte d’Oxfort aber soll nichts deügen, wie
ich gehört. Es ist seyder wenig tagen noch ein großer herr auß
Engellandt nach Paris kommen, ich habe aber den nahmen nicht
behalten. Ihr werdet auß meinem letzten schreiben ersehen haben,
liebe Louisse, wie daß ich den höfflichen eigenhändigen brieff von
konig Jorgen woll entpfangen hab. Hir bey Equan[3] verzehlt man
eben so eine historie wie die, so Ihr mir da verzehlt habt. Wie der
man undt die fraw dodt wahren, hatt man ihnen nachfolgendes
epitaphe gemacht:Si git la soeur, si git le frere,
Si git la fille, si git le pere, Si git la fame et le mary
Et il n’y a que deux corps icy.[4]
Madame de Maintenon ist nicht kranck geweßen, sie ist frisch undt gesundt. Wolte gott, unßer könig were so woll! so were ich in wenigern sorgen, alß ich leyder bin. Es ist gewiß, daß mich deß königs kranckheit angsten injagt, daß mir daß hertz zittert; [614] ich kan nicht woll mehr drüber schlaffen. Worumb weint Ihr, liebe Louise? Thut man Eüch etwaß widerliches in Engellandt, so kont Ihr ja Eüch heraußreißen undt wegziehen. Meine kutschen seindt kommen; ich habe den kopff daußelicht, muß ein wenig frische lufft nehmen; dießen abendt werde ich außschreiben.