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Brief vom 17. Januar 1716

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


757.


[006]

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Londre.

Paris den 17 Januari 1716, umb 10 abendts (N. 59).
Hertzallerliebe Louise, ich hatte gehofft, heütte zeit zu finden, auff Eüer liebes schreiben vom 22 December zu andtwortten können; aber wie daß frantzosche sprichwordt sagt: L’homme propose et dieu disposse, so ist es mir auch gangen. Ich kan Eüch dießen abendt nur ein par wordt sagen, den ich habe hundert verhindernüße dießen tag gehabt, alle eine ärger, alß die ander; zu dem so hab ich mehr, alß 24 bogen, seytten will ich sagen, ahn die printzes von Wallis geschrieben, undt sobaldt dießer brieff wirdt außgeschrieben sein, muß [ich] auff zwey meiner dochter schreiben andtwortten; so könnet Ihr woll gedencken, lieb Louisse, daß ich Eüch ohnmoglich dießen abendt werde andtworten können. Mich verlangt [007] gar sehr, zeitung auß Engellandt zu haben; den ich muß gestehen, daß der Englander unbeständigkeit mir bang vor unßerm könig Jörgen macht, seyder die Schottlander den chevallier de St Georgen auff- undt ahngenohmen haben. Es muß dem mylord Mar nicht recht ernst gewest sein, umb verzeyung zu bitten, auß waß wir nun sehen. Gott bewahre alle königliche personnen zu Londen! Mich verlangt unerhört, zu wißen, wie es dort hergeht. Es ist ein wetter nun, daß wetter die printzes von Wallis, noch Ewern husten couriren; wir haben den greülligsten winter von der welt. In Lotteringen schreibt mir mein dochter, daß der schnee 5 schu hoch liegt, undt alle unßere Teütschen, so hir sein, sagen, man hett ihnen auß Teütschlandt geschrieben, daß die Donnau, die In, der Necker undt der Rhein alle zugefrohren sein; die Seine ist schon 2mahl auff- undt zugangen. Ich habe, gott lob, ein gutt cabinet hir, wo man gar keine kalt [empfindet]; es ist nicht groß, aber so warm, alß eine stub. Wen die printzes, wie E.[1] L. mir versichern, gerne lange schreiben von mir haben, so können sie mitt meinen 2 letzten zufrieden [sein]; den daß vor 8 tagen war von 29 undt daß heüttige ist von 24 seytten. Aber da schlegt es 11; der diable au contretemps plagt mich woll heütte, den wie ich Eüch eben da schreibe, ist es mir nohtig worden, in die garderobe zu gehen, daß hatt mir noch ein halb viertelstundt [genommen]. Nun muß ich ahn mein dochter schre[i]ben. Adieu, liebe Louisse! Ich wünsche, daß dießes schreiben Eüch in gutter gesundtheit ahntreffen möge. Ich kan nicht mehr sagen, alß daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 17. Januar 1716 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 3 (1874), S. 6–7
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d03b0757.html
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