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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Londre.
Paris den 31 Januari 1716 (N. 62).
Hertzallerliebe Louise, mein intention war, Eüch heütte einen
gar großen brieff zu schreiben undt auff wenigst auff ein par von
von Eweren lieben 4 brieffen, so ich zugleich entpfangen, zu
undtwortten; allein, liebe Louisse, mein husten undt schnupen hatt
dermaßen zugenohmen, daß heütte schir mein letzter tag geweßen; den
der husten hatt mich heütte undt dieße nacht so erschrecklich
ahngegriffen, daß mir vom gewalt deß husten daß bludt auß der naß
geschoßen undt bin schwartz worden. Ich glaube, daß wen es noch ein
halb viertelstundt lenger gewehrt, hette ich sterben müßen. Es kompt
mir wie stickfluß ahn; alles, waß mich in allen andern husten woll
bekommen, thut nichts zu dießem; waß endtlich drauß werden wirdt,
mag gott wißen. Dem seye, wie ihm wolle, so kan mich nichts
erschrecken; ich bette fleißig, ergebe mich dem allmächtigen, vertrawe
auff die barmhertzigkeit gottes undt auff die gnugthun meines
erlößers; dem thue ich leib [und] leben befehlen undt sehe, waß auß
dießem werden [wird]. In allem fall seydt versichert, liebe Louisse,
daß ich Eüch biß ahn mein endt von hertz lieb behalten werde!