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Brief vom 28. Februar 1716

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


766.


[020]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Londre.

Paris den 28 Februari 1716, umb 1 ur nach mitternacht (N. 68).
Herzallerliebe Louisse, ich glaube, der teüffel auß der hellen ist von seiner ketten kommen, umb mich doll zu machen. Ich bin expres umb heütte morgen umb 7 aufgestanden in hoffnung, zeit zu finden, ahn Euch undt mademoiselle de Malauze, die printzes von Wallis undt mein dochter zu schreiben. Ahn mein dochter hab ich geschrieben undt auch ahn die princes von Wallis; allein wie ich ahn Eüch undt mademoiselle de Malauze haben andtworten wollen, hatt mir der teüffel au contretemps ein halb dutzendt duchesse daher geführt, die mir all mein zeit haben verliehren machen, dazu mein sohn mitt ein abscheülich kopffwehe. Er hette schir ein aug verlohren, hatt sich im balhauß selber die raquette in ein aug geschlagen; hatt sich nicht schonnen wollen, die 3 letzte tag vom carnaval hatt er biß 6 gewacht undt ein doll leben geführt, daß macht mich gantz gritlich. Sagt ahn mademoiselle de Malauze, que je ne luy puis encore escrire, mais que je prendres un jour expres a luy faire une lettre, dont elle sera surprisse de la long[u]eur, que j’ay dejà pries la princesse d’avoir plus de bonté pour elle et que je l’estime et aime! Last ihr dieß leßen, liebe Louisse, undt Ihr seydt versichert, daß ich Eüch von hertzen lieb behaltte!
Der chevallier de St George ist bey seiner fraw mutter; mein sohn hatt ihn bitten laßen, auß Franckreich zu ziehen.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 28. Februar 1716 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 3 (1874), S. 20
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d03b0766.html
Änderungsstand:
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