[022]
A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Londen.
Paris den 28 Mertz 1716, nach 1 uhr nach mitterna[c]ht (N. 72).
Hertzallerliebe Louisse, vorgestern habe ich Ewer liebes
schreiben vom 16/5 undt heütte umb 9 uhr daß vom 19/8 entpfangen.
Meine gesundtheit ist gutt, aber ich bin recht leunisch, den mein
sohn hatt sein aug so wenig geschondt, daß man ihn gestern wider
zur ader hatt laßen müßen; daß ist eins; waß mich auch noch
unlustig macht, ist, daß daß hün[d]gen, mein arm Titi, gestorben undt
abschidt von mir genohmen, wie ein mensch, daß hatt mich recht
touchirt. Daß feüer in der lufft hatt man zu Calais undt auch in
Normandie gesehen; man hatt gemeint, Londen sey im vollen brandt.
Ich will mylord Stairs bitten laßen, mir zu wißen zu thun, wen er
ein courier nach Engellandt schickt, umb Eüch meine uhr zu schicken,
umb sie wider durch Petter Garon zurecht zu machen laßen. Wie
mir sie mein dochter geben, ware sie gar gutt, aber seyder meine
leütte sie haben fallen [laßen], stehet sie offt still undt geht nimer
recht. Adieu! Ich ambrassire Eüch von hertzen, liebe Louisse,
wünsche Eüch ein volkommen vergnügen undt behalte Eüch von
hertzen lieb.