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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Londre.
Paris, dinstag nachts umb 2 uhr, den 21 April 1716 (N. 76).
Hertzallerliebe Louise, den gantzen langen tag bin ich so
interompirt worden, daß ich nicht anderst, alß nach dem nachteßen,
ahn mein dochter habe schreiben können undt der printzes von
Wallis ahngefangene brieff enden; daß hatt mich so weit geführt.
Will Eüch doch sagen, daß ich heütte Ewer liebes schreiben vom
16/5 April entpfangen habe. Es ist mir all eins, wer mein u[h]r
zurecht macht, wen sie nur nicht mehr still stehet; sie ist vor dießem
gar gutt gewest, meine leütte haben sie fallen laßen, daß hatt sie
verdorben. Waß den passeport ahnbelangt, so werde ich Eüch
drauff andtwortten, wen ich mitt meinem sohn werde davon
gesprochen haben. Ich habe ihn dießen abendt nicht gesehen; er kompt
nicht alle tag zu mir. Heütte haben wir erfahren, daß die keyßerin
ein lebendiges osterey gemacht, daß wirdt die ertzhertzogin wollfeil
machen. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen
undt behalte Eüch recht lieb.