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A mad. Louise, raugräfin zu Pfaltz, a Londre.
St Clou den 23 Juni 1716 (N. 81).
Hertzallerliebe Louisse, mein dockter plagt mich undt will
verzwey[f]llen, wen ich zu spat schreibe, kan Eüch also nur in großer
eyll sagen, daß sobaldt Ihr in Teütschlandt sein werdet, werdet Ihr
so ordendlich, alß nie, von meinen schreiben [empfangen]; den es
seindt andere postage, alß der printzes von Wallis ihre. Dieße
woche habe ich noch 3 von Ewern lieben schreiben entpfangen undt
heütte daß vom 7/28 Junimonts. Es wirdt mich recht erleichtern,
wen ich Eüch in Teütschlandt wißen werde undt in ruhen undt
Eüch, ohne daß man [mich] plagt, werde schreiben [können]. Vor
die relationen von Langallerie undt den Czaar dancke ich sehr.
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Ich hette noch taußendt sachen zu sagen, aber da ist mein dockter,
der geheydt mich, umb auff gutt pfaltzisch zu sprechen, weill es
mitternacht ist undt 12 schlegt. Adieu, hertzallerliebe Louisse!
Churpfaltz todt hatt man mich noch nicht notificirt, ich weiß aber
doch, daß er es ist. Printz Carl, itzigen churfürst, hatt eine große
naredey gethan, wo sein heüraht war ist. Ich glaub, daß nach dem
pfaltzischen haußrecht der printz von Sultzbach dießen mißgebohren
pfaltzgraffen wirdt disputtiren können. Ich ambrassire Eüch von
hertzen, liebe Louisse, undt wünsche Eüch alles, waß Ewer hertz
begehrt, undt behalte Eüch von hertzen lieb.