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Brief vom 11. August 1716

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


783.


[033]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Londre.

St Clou 11 Augusti 1716 (N. 88).
Hertzallerliebe Louisse, ich habe heütte Ewer liebes schre[i]ben vom 26 Julli alten stiehl entpfangen undt auch eines von der printzes von Wallis von selbigen datum. Die schreibt mir mitt freüden, daß Ihr I. L. versprochen, ein hauß zu Hamtoncour[1] zu nehmen undt dort ein zeit lang zu bleiben, macht sich eine rechte freüde, Eüch offter zu sprechen. Es ist nur zu war, liebe Louisse, daß ich mich seyder der letzten aderläß undt medicinen noch nicht wider erholt habe, bin matt, ohne neue ursachen trawerig undt habe große schmertzen unter den knieen, auch waß man vapeurs hir heist, habe mehr durst, alß hunger. Ich bin resolvirt, gedult zu haben undt zu sehen, waß drauß werden wirdt. Ich kan nichts warmes in meinen magen leyden; ein gersten mitt sauerampffer were meine sach. Ewer raht ist aber doch woll gemeint, drumb dancke ich Eüch davor. Die princes deücht mir gar vergnügt von ihrem logement zu Hamthoncourt zu sein. Es ist auch in der that ein großer trost, woll logirt zu sein; den trost hab ich hir, aber gar nicht zu Paris. Verenderung im eßen da halt ich gar viel von; bin [froh], daß Ihr Eüch so ein wenig verenderung gebt, liebe Louisse! daß ist gesundt. Daß kan ich nicht begreiffen, wie die printzes von Wallis Englandt lieber, alß Teütschlandt, haben kan; ich bin gar nicht so, die liebe Pfaltz geht mir über alles. Ich muß schließen, [034] den ich habe noch ahn mein dochter zu schreiben undt es ist gar spat. Adieu, liebe Louisse! Seydt versichert, daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 11. August 1716 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 3 (1874), S. 33–34
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d03b0783.html
Änderungsstand:
Tintenfass