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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Londre.
St Clou 11 Augusti 1716 (N. 88).
Hertzallerliebe Louisse, ich habe heütte Ewer liebes schre[i]ben
vom 26 Julli alten stiehl entpfangen undt auch eines von der
printzes von Wallis von selbigen datum. Die schreibt mir mitt
freüden, daß Ihr I. L. versprochen, ein hauß zu Hamtoncour
[1] zu
nehmen undt dort ein zeit lang zu bleiben, macht sich eine rechte
freüde, Eüch offter zu sprechen. Es ist nur zu war, liebe Louisse,
daß ich mich seyder der letzten aderläß undt medicinen noch nicht
wider erholt habe, bin matt, ohne neue ursachen trawerig undt
habe große schmertzen unter den knieen, auch waß man vapeurs hir
heist, habe mehr durst, alß hunger. Ich bin resolvirt, gedult zu
haben undt zu sehen, waß drauß werden wirdt. Ich kan nichts
warmes in meinen magen leyden; ein gersten mitt sauerampffer were
meine sach. Ewer raht ist aber doch woll gemeint, drumb dancke
ich Eüch davor. Die princes deücht mir gar vergnügt von ihrem
logement zu Hamthoncourt zu sein. Es ist auch in der that ein
großer trost, woll logirt zu sein; den trost hab ich hir, aber gar
nicht zu Paris. Verenderung im eßen da halt ich gar viel von; bin
[froh], daß Ihr Eüch so ein wenig verenderung gebt, liebe Louisse! daß
ist gesundt. Daß kan ich nicht begreiffen, wie die printzes von
Wallis Englandt lieber, alß Teütschlandt, haben kan; ich bin gar
nicht so, die liebe Pfaltz geht mir über alles. Ich muß schließen,
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den ich habe noch ahn mein dochter zu schreiben undt es ist gar
spat. Adieu, liebe Louisse! Seydt versichert, daß ich Eüch allezeit
von hertzen lieb behalte!