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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Londre.
St Clou den 5/16 November 1716.
Hertzall[erl]iebste Louisse, gestern habe ich Ewer liebes
schreiben von 5/16 dieß monts, no 54, zu recht entpfangen. Ich bin
recht von hertzen in sorgen vor die printzes von Wallis; es felt
mir alß ein, daß I. L. mir geschrieben, daß sie meint, daß sie in
dießem kindtbett sterben solle, daß angstet mich recht. Die mäner
seindt doch wunderliche leütte. Wie konte der printz von Wallis
so lustig sein, da seine gemahlin doch so schmertzlich kranck war?
So sachen machen mich recht ungedultig. Monsieur Dausson mag
nur kommen, ich werde ihn woll entpfangen undt dinen, wo mirs
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möglich sein wirdt. Biß sambstag werde ich leyder wider zu dem
trawerigen Paris, den gantzen winter dort zu bleiben, wo mir gott
der almachtige daß leben frist. Die medecinen, so ich, wie ich
glaube, Eüch geschriben, daß ich einnehmen solte, habe ich sambstag
undt sontag genehmen, bin jedes mahl 9 mahl gangen, daß macht 18
mahl, habe auch jeden tag 3 gläßer genohmen, aber meine schenckel
seindt doch noch braff geschwollen. Man plagt mich, umb zu enden,
umb nicht zu spät nach bett zu gehen, weillen ich noch matt bin.
Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt sage
Eüch adieu vom lieben St Clou. Wo es mir möglich ist, werdet
Ihr noch freytag-post einen brieff von mir bekommen. Mein gott,
wie bin ich in sorgen wegen der printzes! Adieu! Ich ambrassire
Eüch von hertzen und verbleibe, so lang ich lebe, die person von
der weldt, so Eüch ahm liebsten hatt.