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Paris den 11 December 1716.
Hertzallerliebe Louise, es ist erst ein viertel auff 2; ich weiß
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nicht, ob ich heütte etwaß von Eüch hören werde, aber bißher,
liebe Louisse, habe ich noch nichts von Eüch entpfangen, will
doch ahnfangen, Eüch zu entreteniren. Wist mirs heütte danck! den
ich bin heütte so matt, daß ich keine 2 linien außschreiben kan,
ohne zu ruhen müßen. Vorgestern hatt man mir medecin geben,
mana mitt sel vegetal, daß hatt mich von 9 morgendts biß 10 abendts
geführt. Die erste nacht hatt es mich gar woll schlaffen machen,
aber dieße nacht habe ich gar wenig geschlaffen. Man purgirt mich
wegen meiner geschwollenen schenckel undt füß, sie seindt nicht
viel, aber ein wenig beßer. Wie es weitter gehen wirdt, werde
ich Eüch, liebe Louisse, berichten; aber ich bin persuadirt, daß
ich sehr krencklich werde vor meinem endt werden; aber man muß
woll gedult haben undt sich in den willen gottes ergeben;
verjungern kan ich nicht, muß den nur mein partie faßen undt dencken,
daß es, biß ich in jene welt reiße, alle tag schlimer wehrden muß.
Also will ich mich drin ergeben undt nichts mehr davon sagen.
Ich schicke Eüch hirbey einen brieff von dem närischen abbé oder
comte de Bouquoy, worauß Ihr sehen werdet, wie sehr er sich über
Eüch beklagt; daß hatt mich lachen machen. Wen Ihr meint, daß
sein brieff die printzes von Wallis divertiren kan, so weist ihn I. L.
auch! dern schicke ich andere närische brieff, I. L. zu divertiren,
von einem kerl, der sich einbildt, daß er 4 taußendt jahr gelebt
hatt, man, weib, thier, printz von Spanien undt cardinal de Richelieu
geweßen ist undt diß hauß gebauet undt dem verstorbenen konig
geschenckt hatt. Ich habe noch ein par brieff von Eüch, die ich
noch nicht habe beantwortten können, vom 18/26 November undt
vom 8/19 November. Ich werde sie heütte nicht alle beyde
beantwortten, sondern nur daß frischte, undt vor die gutte potschafft,
so Ihr mir von der printzes von Wallis jetzt, gott sey danck, gutten
gesundtheit gebt, schicke ich Eüch, liebe Louise, ein klein
bottenbrott, nehmblich ein gantz schlecht schächtelgen von golt mitt ein
klein demanten ringelgen mitt 4 kleine, aber wahre grüne demäntger,
wünsche, daß sie Eüch gefallen mögen, undt hoffe, daß es noch
waß rares in Englandt mag sein, rechte grüne demantier zu sehen.
Ich bitt, schreibt mir, ob sie gemein in Englandt sein, oder nicht!
Freylich, liebe Louisse, höre ich gern zeittung von unßer liebe
printzes; aber waß mich recht verdrist, ist, daß man mir, umb mich
doll zu machen, die brieffe gantz auffhelt. Man hatt groß recht
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zu glauben auff der post, daß man mir mitt dem brieff-auffhalten
verdruß ahnthut, den daß ist gar war. Man sagt hir, die printzes wer
schir umbs leben kommen, weillen ein englischer accoucheur nicht
hette leyden wollen, daß die teütsche hebamme die printzessin
helffen solle, undt daß der streitt die printzes schir daß leben
gekostet hette. Ich mögte wißen, liebe Louisse, ob es war ist. Ich
bin fro, daß Ihr Eweres husten undt schnupen wider quit seydt;
den es ist eine verdrießliche undt ungedultige sache; es verdriest
mich recht, wen ich ihn habe, ob [wol], waß ich nun habe,
gefährlicher sein solle, alß husten undt schnupen. Mich deücht, das
Churpfaltz beßer thete, seine fraw dochter dem printzen von Sultzbach,
seinem rechtmäßigen erben, zu geben, alß sich selber zu heürahten;
den nimbt er eine ertzhertzogin, so wirdt er mir die Pfaltz auff
neüe ruiniren, da hergegen, wen er nur seine printzessin dem printz
von Sultzbach gibt, kan er seinen hoff regliren, wie er will, undt
die übermäßige despanse, so sein herr bruder gehabt, abschaffen.
Ich wünsche von hertzen, daß das arme Heydelberg dießem jetzigen
churfürsten gefahlen möge, damitt er daß liebe schloß wieder
zurecht möge machen laßen: den ich kan nicht laßen, mich noch
immer vor den ort meiner geburdt zu interessiren. Daß kan ich
nicht begreiffen, daß man sich so leicht in den verlust seines eintzigen
sohn getrosten kan; daß findt ich sehr christlich undt admirabel,
aber nicht imitable, die kunst habe ich mein leben nicht gekönt.
Zu kinder-seügen solte man nichts, alß gutte gesundte beuerrinen,
nehmen undt keine graffinen. Wen ein weib schwanger ist, kan es
eben so baldt ein madgen, alß einen buben, geben. Der konig von
Engellandt hatt die hertzogin Louisse eine betrübte vissitte geben,
ursach zu sein, daß alle lust auffhort; der
[1] hertzogs heßlich gesicht
muß unglück gebracht haben. Zu Paris sagt man, der konig von
Engellandt wolle nicht mehr nach Engellandt, sondern dem printzen,
seinen sohn, Engellandt überlaßen; daß habe ich mühe zu glauben.
Ich dancke Eüch vor die 2 kupfferstück von den 2 Turcken, finde sie
recht woll gestochen, undt der jüngste ist ein recht schönner mensch.
Engländer seindt wunderliche köpffe undt threhen alles übel auß.
Mehomet undt Mehemet ist all [eines]; waß wir Mahomet
außsprechen, heißen sie Mehmet; Ibrahim ist Issac.
[2] Umb gottes
willen, liebe Louisse, braucht keine brillen nicht, gebt Eüch ein wenig
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gedult! Daß gesicht kompt wider, ich habe es selber experimentirt;
ich leße jetzt reinere schrifften, alß vor 10 jahren. Aber da
kommen so viel verhindernüße, daß ich auffhören muß undt vor
dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb
behalte.