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Paris, den freytag, 21 May, umb halb 9 abendts.
Hertzallerliebe Louisse, vor zwey tagen habe ich Ewer liebes
schreiben vom 2/15 bekommen undt vor eine viertelstundt hatt man
mir daß vom 6/17 gebracht, welches ich noch der zeit nicht habe
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gehabt zu leßen; den in dem augenblick geht erst die junge printzes
de Conti von mir, so eine halbe stundt da geweßen. Ihr könt woll
gedencken, liebe Louisse, daß ich nicht viel zeit heytt zu schreiben
haben; den ich muß noch ahn mein dochter schreiben. Es ist mir
leydt, den ich hette Eüch gern lenger entreteniren wollen undt
auff Ewer liebes schreiben antworten, aber es ist mir gantz
ohnmöglich; den ich muß noch vor dem nachteßen ahn mein dochter
schreiben. Waß ich Eüch nur sagen werde, ist, daß ich noch gar
keine krefften habe; bin doch heütte en manteau ahngethan. Wen
Ihr bey jede niepce kindtbett sein wolt, mögt Ihr nur adieu ahn
die liebe Pfaltz undt gutt ehrlich Teütschlandt sagen; den alle jahr
wirdt eine nach der andern ins kindtbett kommen. Adieu! Ich
ambrassire Eüch von hertzen undt versichere Eüch, daß ich Eüch,
wo Ihr auch sein mögt, all mein leben von hertzen lieb behalte.