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Brief vom 3. Oktober 1717

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


854.


[097]

A mad. Louise, raugräfin zu Pfaltz, a Franckfort.

St Clou den 3 October 1717 (N. 11).
Hertzallerliebe Louise, dießen abendt habe ich Ewer liebes schreiben vom 21 September, no 15, zu recht entpfangen. Ewere schreiben kommen nun gar richtig. Daß hocca-spiel zu beschreiben, meritirt keine dancksagung; den es ist mir mehr ein amussement, alß mühe, geweßen. Biß dinstag wirdt dieß spiel wider ahngehen; den madame d’Orleans undt ihre 3te dochter undt ihr sohn werden etlich tag hir bey unß bleiben. Umb die Wahrheit zu sagen, so lieb ich kein spiel; daß hoca ist mir ein wenig leydtlicher, alß ein ander spiel, weill man zettel zicht. Daß kan ich nicht begreiffen, liebe Louisse, daß man sich selber eine medecin verordenen kan. Mein gott, dieße resolution könte ich ohnmöglich faßen. Man ist etlich tag, daß man umb den pot herumb threhet, umb mir die proposition zu thun, undt man muß mir mehr, alß 10 mahl, sagen, daß es mir absolute nöhtig ist. Nichts in der welt matt mehr ab, alß medecin nehmen undt aderlaßen. Ich kan mich in[1] in 3 wochen wider erhollen, kan also leicht begreiffen, daß Ihr matt sein müst. Ich erfreüe [098] mich mitt Eüch, liebe Louisse, daß die cammer zu Heydelberg raisonabler vor Eüch geworden. Gott gebe, daß alles woll folgen mag! Banco-brieff verstehe ich gar, aber waß haben banquier bey der sach zu thun? Könt Ihr den nicht von Ewern leütten nach Heydelberg schicken, daß gelt zu hollen? Daß kan ich nicht begreiffen; dem seye, wie ihm wolle, so wünsche ich von hertzen, daß alles zu Ewerm besten ablauffen undt gefallen ablauffen. Die fraw Zachmanin ist noch einmahl zu mir kommen mitt ihrem kleinen medgen, daß auch all artig ist. 4 fl macht daß nicht and[er]tha[l]b 3 thaller, weniger einen halben gulten? Wir haben hir keine ducatten, aber 8 francken, so die 4 gülten machen, werde ich dem herr Zachman vor Eüch geben, der kans Eüch wider geben. Were es vor mich, würde ichs Eüch nicht bezahlen, aber weillen es vor jederman hir ist, ist es billig, daß ichs Eüch bezahl. Ich hette gern noch mehr, den man plagt mich drumb, daß es nicht zu sagen ist. Schickt mir mehr! man kan woll ein par auf auf jede post schicken. Hatt der hertzog von Würtenberg den seines sohns gemahlen nicht bey sich, daß die fraw von Großschlag die ehr in seinen assambléen thut? Ist der landtgraff von Darmstat vielleicht jalous, daß er nicht zu der assamblée kommen ist? Ich wünsche von hertzen, daß ich mitt erster post erfahren mag, daß Ewere gesundtheit beßer. Schließ[lich] sag ich nur in eylle, [wenn] ich ahn taffel gehe, werde [ich] in pecto Ewer gesundtheit drincken, versichere Eüch, daß ich Eüch von hertzen lieb habe.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 3. Oktober 1717 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 3 (1874), S. 97–98
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d03b0854.html
Änderungsstand:
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