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A mad. Louisse, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.
St Clou den 9 October 1717 (N. 12).
Hertzallerliebe Louisse, da entpfange ich Ewer liebes schreiben
vom 25 September, no 16. Umb Eüch allen scrupel zu benehmen,
2 mahl die woch ahn mich zu schreiben, so will ich Eüch, liebe
Louisse, sagen, daß ich weder spillen, noch arbeytten kan undt daß
ahn meine verwanten zu schreiben, mein einig amussement ist. Ich
konte Eüch nicht lang entreteniren, so lang Ihr in Engellandt
geweßen, weillen ich dieße dinstag undt freytag ahn mein dochter
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undt auch ahn die printzes von Wallis zu schreiben hatte, denen
ich beyde gar große mächtige brieffe schreibe; aber donnerstags
habe ich kein post undt sontags nur einen brieff ahn mein dochter
zu schreiben. Also segt Ihr woll, daß, wen ich sambstag ahnfange,
ahn Euch zu schreiben, so kan es mir ja sontags gar keine mühe
geben. Viel schreiben ist mir nicht verbotten, sondern daß wachen;
auch daß spättste, so ich zu bett gehe, ist halb 12; ordinari bin
ich umb halb 11 im bett, auch offt gar umb 10, wache also gar
nicht mehr. Daß ist die lust vom commerse, zu andtwortten, wen
man brieff bekompt. Helt daß Ewer dockter vor nichts, den magen
verdorben zu haben? Daß halte ich vor waß gar schlimes,
insonderheit weillen Ihr dabey abnembt. Drumb, liebe Louise, wen
Ihr mir wider schreibt, so bericht mich doch noch eygendtlicher,
wie es mitt Ewer gesundtheit stehet, undt gott segene den elixir,
so man Eüch verordenet hatt! Ihr habt gar woll gethan, liebe
Louisse, dem graff von Nassau nicht zu sagen, wie sein sohn zu
Paris gespilt undt verlohren hatt. Ich bin fro, daß vatter undt
sohn so woll mitt mir zufrieden sein. Clöster stehen dem gutten
Heydelberg bitter übel ahn. Hatt Stübenvoll
[1] nicht in der vorstatt
logirt? Dießes alles ist in der vorstatt der herrn gartten, war
ohne daß nicht zu groß. Daß kan mich recht verdrißen, das mans
Capucinern geben. Man heist hir die Capuciner der Jessuwitten
laquayen, den sie thun allezeit, waß die andern wollen. Alle
Jessuwitter seindt zu Paris so gehast, alß in der Pfaltz immer. Es seindt
ehrliche leütte unter ihnen, aber die meisten seindt sehr intrigant
undt gar zu entreprenent, wie wir durch zwey beichtsvatter vom
könig gesehen haben. Ich meinte, daß der Wetzel von den gutten
Wetzellen wer, so man Wetzel von Marsillen heist undt davon einer
cammerjuncker bey I. G. s. unßer herr vatter war undt der
Veningern geschwisterkindt war; aber waß Ihr mir davon sagt, ist
gantz waß anderst. Es were mir lieb, wen die Spina woll geheüraht
were. Ihr seydt vielleicht verwundert, liebe Louisse, warumb ich
Eüch heütte schreibe; die ursach ist, daß ich morgen bey madame
de Berry zu gast gebetten bin a la Meutte im bois de Boulogne.
Gutte nacht, liebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt
wünsche, daß Ihr woll schlaffen möget undt gesundt auffstehen. Ich
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behalte Eüch von hertzen lieb.
Sontag den 10 October, umb halb 9 morgendts.
Ich habe gestern meinen tag mitt Eüch geentet, fange heütte
dießen wieder mitt Eüch ahn; aber Ihr könt woll gedencken, daß
ich heütte morgen noch niemandts gesehen habe. Dieße vergangene
nacht bin ich umb 11 uhr zu bette geweßen, habe 11 im bett
gezehlt. Es muß zu Paris ein feüerbrunst entstanden sein, den ich
habe ein abscheülich feüer umb zehn uhr gesehen; waß es geweßen,
kan ich noch nicht wißen. Morgen werden wir daß hauß gar voll
hir haben. Dießen abendt kompt unßer großhertzogin wieder undt
morgen abents kompt madame d’Orleans mitt ihre dochter,
mademoiselle de Valois, undt den duc de Chartre her, werden biß
heütte über 8 tag bey unß bleiben. Ich bin in rechten sorgen
wegen unßer königin von Sicillien; sie hatt einen abscheülichen
bludtsturtz, daß ist etlichmahl gar gefährlich. Sie ist dießen 27 Augusti
48 jahr alt worden, glaube, daß ihre zeit sich verliehren will, wolt,
daß es schon vorbey were, den viel seindt sehr kranck hiran; daß
macht vielleicht auch Ewere schlime gesundtheit nun, welche mich
auch in sorgen setzt. Aber ich muß schließen undt ahn mein dochter
schreiben, den da schlegt es 9; umb halb 11 ziehe ich mich ahn,
umb halb 12 gehe ich in kirch, umb 12 fahr ich hir weg. Ich will
doch mein paquet erst dießen abendt machen, wen ich wider von
der Meutte werde kommen sein. Adieu! Ich ambrassire Eüch von
hertzen; erfahre ich waß neües, werde ichs Eüch noch berichten,
wo nicht, so nembt hirmitt vorlieb!